Tibetischer Buchdeckel (Oberdeckel) - BSB Cod.tibet. 120
Übersicht | |
Signatur | Cod.tibet. 120 |
Maße | 251 mm x 687 mm x 25 mm |
Datierung | ca. 17./18. Jh. |
Ort | Tibet/Xizang |
Objekttyp | Buchdeckel, asiatisch |
Katalogisierungsebene | Gesamtaufnahme (item) |
Klassifizierung | Kategorie:Schnitzkunst |
Kategorie | Kategorie:Tibetische_Buchdeckel |
Kurzaufnahme zum Buchdeckel im BSB-Katalog mit weiterführenden Informationen |
Forschungsdokumentation der BSB |
Digitalisat |
Beschreibung: Bayerische Staatsbibliothek, Günter Grönbold 1991, Samyo Rode 2016
Das Besondere an diesem Deckel ist, dass hier nachträglich eine Zentralfigur geschaffen wurde, die es bei einer geraden Zahl von Buddhas nicht geben konnte. Der Körper des dritten Buddhas von rechts wurde dabei ausgestemmt und ein größerer Körper eingesetzt. Der ursprüngliche, kleinere Kopf musste dazu höher gesetzt werden. An der Stelle saß eigentlich einmal Vairocana.
Entstehung
unbekannt, ca. 16./17. Jh. in Tibet/Xizang.
Maße
Oberdeckel:
251 mm x 687 mm x 25 mm
Außenseite (Zierseite):
Mittelfeld:
100-103 mm x 533 mm
Mittelfeldbegrenzung:
28-32 mm
Rahmen:
43-47 mm
Material und Technik
Geschnitzter, ursprünglich vergoldeter Buchdeckel aus Holz
Beschreibung des Äußeren
Außenseite (Zierseite):
Mittelfeld:
Sechsfach unterteiltes Mittelfeld mit figürlichen Darstellungen.
Mittelfeldbegrenzung:
Um das Mittelfeld läuft eine Perlenreihe zwischen doppelten Stegen.
Rahmen:
Auf einen schmalen Lotusblätterfries folgt ein breiter Fries mit stilisierten Lotusblättern. Die schräg geneigten Blattfriese sind je von den Symmetrieachsen der Schmal- und Länggseiten nach außen geneigt. Den äußeren Abschluss bildet ein breiter flacher Steg.
Schmalseite 1:
In fünf Feldern sind gegenständliche Schnitzereien angebracht.
Längsseite 1:
Die Längsseite weist Reste roter Farbe auf.
Schmalseite 2:
Die Schmalseite weist Reste roter Farbe auf.
Längsseite 2:
Die Längsseite weist Reste roter Farbe auf.
Profil:
Das Profil des Deckels ist eben.
Zustandsberichte
Bemalung und Vergoldung sind größtenteils abgerieben.
Inschriften/herstellungsbezogene Marken und Zeichen
An der Schmalseite 1 sind ganz rechts im Feld unten die Silben „Grags-pa“ geschnitzt. Vielleicht ist ein Stiftername gemeint.
Ikonographie
Außenseite (Zierseite):
Mittelfeld:
Im Mittelfeld sitzen sechs Buddhas auf einem Lotus über dem Thron. Neben jedem steht rechts und links im Thronbogen jeweils ein Bodhisattva mit den Händen in der Geste der Gewährung der Furchtlosigkeit (skt. abhaya-mudrā) und der Geste des Gebens des Besten (skt. varada-mudrā) bzw. an der Hüfte. Die Buddhas unterscheiden sich nur durch ihre Handstellungen und die Reittiere (skt. vāhana), die sich jeweils paarig am Sockel des Thrones befinden. Alle Buddhas sind von einem glatten, doppelten Nimbus umgeben. Es handelt sich bei den Buddhas (von links) um: Śākyamuni (Löwe), Ratnasambhava (Pferd), Akṣobhya (Elefant), wieder Śākyamuni, aber wohl ehemals Vairocana (Löwe), Amitābha (Pfau) und Amoghasiddhi (hier halbgöttliches Wesen mit Vogelkörper, skt. kinnara). Unterschiedlich gestaltet ist jeweils das Oberteil des Thrones. Auf dem Balken sitzen beim linken Thron zwei Gänse, bei den anderen (der Reihe nach): Seeungeheuer (skt. makara), halbgöttliches Wesen mit Vogelkörper, Seeungeheuer, Gänse und wieder Seeungeheuer. Bei den beiden äußeren befinden sich ganz oben in der Spitze des Thronbogens jeweils ein Ruhmesantlitz (skt. kīrtimukha) mit Ranken im Maul, bei den anderen ein Vogelwesen (skt. garuḍa) mit zwei Schlangenwesen (skt. nāga) in den Klauen. Die Throne werden von einer Flammenmandorla umfasst. In den oberen Zwickeln zwischen diesen ist je eine Blüte zu sehen.
Rahmen:
In der Mitte der Oberseite ist Mahākāla als „Schützer des Zeltes“ (tib. gur gyi mgon po) auf einem Lotus vor glatter, doppelter Mandorla zu sehen. Unten in der Mitte auf einem Pferd sitzt Śrīdevī (tib. dpal ldan lha mo), in der rechten Hand ein Schwert schwingend, in der linken eine Schädelschale vor der Brust haltend. In der Mitte des Rahmens der beiden kurzen Seiten ist jeweils eine Blütenknospe eingeschnitzt.
Schmalseite 1:
An der linken Stirnseite sehen wir zwischen Ranken und vor doppelter Mandorla einen Reliquienschrein. Ganz rechts finden sich die Silben „Grags-pa“ geschnitzt. Vielleicht ist ein Stiftername gemeint.
Provenienz
1984 von Galerie Hardt, Radevormwald für die BSB erworben.
Literaturhinweise
Grönbold, Tibetica in der Bayerischen Staatsbibliothek (1985), 21.
Grönbold, Tibetische Buchdeckel (1991), 98f.