Tibetischer Buchdeckel (Oberdeckel) - BSB Cod.tibet. 115
Übersicht | |
Signatur | Cod.tibet. 115 |
Maße | 220 mm x 644 mm x 39 mm |
Datierung | 1730-1742 (?) |
Ort | Narthang (Tibet) |
Objekttyp | Buchdeckel, asiatisch |
Katalogisierungsebene | Gesamtaufnahme (item) |
Klassifizierung | Kategorie:Schnitzkunst |
Kategorie | Kategorie:Tibetische_Buchdeckel |
Kurzaufnahme zum Buchdeckel im BSB-Katalog mit weiterführenden Informationen |
Forschungsdokumentation der BSB |
Digitalisat |
Beschreibung: Günter Grönbold/Samyo Rode. Bayerische Staatsbibliothek, 1991/2016.
Tibetischer Buchdeckel aus schwerem Holz, die Außenseite mit vergoldetem und teilweise bemaltem Schnitzwerk verziert.
Entstehung
1730 - 1742 (?) in Narthang (Tibet) von einem unbekannten Künstler gefertigt.
In Beziehung stehende Werke
Der Deckel gehört mit Cod.tibet. 117 und Cod.tibet. 116 zum selben vielbändigen Werk. Ein ebenfalls dazugehöriger Deckel befindet sich in der Sammlung Essen, Hamburg. Ein weiterer dazugehöriger Deckel, der durchbrochen gearbeitet ist, befindet sich in einer bayerischen Privatsammlung.
Maße
Oberdeckel:
220 mm x 644 mm x 39 mm
Außenseite (Zierseite):
Mittelfeld:
93-98 mm x 500 mm
Mittelfeldbegrenzung:
26-29 mm breit
Rahmen:
36-44 mm breit
Material und Technik
Geschnitzter, mit Blattgold vergoldeter und teilweise bemalter Buchdeckel aus Holz.
Beschreibung des Äußeren
Außenseite (Zierseite):
Mittelfeld:
In der Mitte des vertieft angelegten Mittelfeldes zentrale figürliche Darstellung; rechts und links der Zentralfigur sehen wir in je fünf Reihen jeweils elfmal kleinere figürliche Darstellungen.
Mittelfeldbegrenzung:
Um das Mittelfeld läuft eine Perlenreihe zwischen Stegen und eine Zickzacklinie
Rahmen:
Nach dem Mittelfeldsteg folgt ein schmaler und dann ein breiter Blätterfries. In der Mitte jeder Seite ist eine Figur eingeschnitzt.
Innenseite:
Die Innenseite ist ungestaltet.
Schmalseite 1:
An der linken Stirnseite befinden sich sieben Felder. Im ersten, vierten und siebten Feld stehen Schriftzeichen, in den anderen sind Abbildungen eingeschnitzt.
Inschriften/herstellungsbezogene Marken und Zeichen
In der Mitte von Schmalseite 1 steht zwischen je zwei Reliquienschreinen der Buchstabe ‚Kaṃ‘. Links sind noch die Worte’Yon bdag‘ herausgeschnitzt, rechts ‚Mi dbaṅ‘.
Ikonographie
Außenseite (Zierseite):
Mittelfeld:
Die Mittelfigur ist der Buddha Amitāyus auf einem Thron; er hält eine Vase in Meditationsgeste. Die Mandorla hinter ihm ist blattartig unterteilt. Ein Blätterrand umrahmt eckig den Thron und ragt in den Rand des Mittelfeldes hinein. Am inneren Rand des Mittelfeldes ist oben ein gefältelter Vorhang dargestellt, rechts und links zieht sich von oben nach unten ein einfaches Mäandermuster, unten ein Lotusblätterrand. Unter dem Thron ist neben zwei Pfauen das Reittier (vāhana) der Gottheit zu sehen. Die fünf Gestalten, die den Thron tragen sind: links ein Yakṣa, dann der rabenköpfige Mahākāla, in der Mitte ein vierarmiger Mahākāla, daneben Hayagrīva (mit Pferdekopf), dann wieder ein Yakṣa. Der Thronaufbau besteht auf jeder Seite aus einem Elefanten, darüber einem gehörnten Löwen (skt. vyāla) mit Reiter, dann ein Seeungeheuer. Oben stark vorspringend befindet sich ein Vogelwesen mit zwei Schlangenwesen. Neben Amitāyus stehen zwei vierarmige Gottheiten (Haupthände in Anbetungsgeste, obere erhoben und Blüten haltend). Die Figuren neben der Hauptfigur sind Repliken des Amitāyus vor glatter, einmal unterteilter Mandorla. Nur die Figürchen links und rechts unter dem Thron sind weitere Gottheiten: Links sitzt die grüne Tārā, rechts Jambhala.
Rahmen:
Bei den Figuren handelt es sich um die vier Weltenhüter.
Stil und Einordnung
Die Anlage greift die Gestaltung der sog. Goldthankas (gSer thaṅ) auf, bei denen hinter der Zentralfigur viele Reihen kleiner Repliken derselben zu sehen sind. Solche Thankas sind nach Tucci nicht vor dem 18. Jh. zu datieren (s. Pal, Tibetan paintings (1984), 159). Doch finden sich Vorläufer Darstellungen schon in Alchi, Ladakh.
Provenienz
1984 bei der Galeri Hardt (Radevormwald) für die BSB erworben.
Literaturhinweise
Grönbold, Tibetica in der Bayerischen Staatsbibliothek (1985), 26.
Grönbold, Tibetische Buchdeckel (1991), 108f.
Pal, Tibetan paintings (1984), 159.
Empfohlene Zitierweise
Günter Grönbold/Samyo Rode. Tibetischer Buchdeckel (Oberdeckel) - BSB Cod.tibet. 115. Bayerische Staatsbibliothek, 1991/2016.
URL: https://einbaende.digitale-sammlungen.de/Prachteinbaende/Cod.tibet._115_Hauptaufnahme, aufgerufen am 09.02.2025