Nepalesischer Buchdeckel (Oberdeckel) eines zusammengehörigen Deckelpaares zu einer hinduistischen Palmblatthandschrift - BSB Cod.sanscr. 543(1

Aus Prachteinbände
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Übersicht
Signatur Cod.sanscr. 543(1
Maße 52 mm x 575 mm x 10 mm
Datierung 13. Jh.
Ort Nepal
Objekttyp Buchdeckel, asiatisch
Katalogisierungsebene Gesamtaufnahme (item)
Klassifizierung Kategorie:Schnitzkunst
Kategorie Kategorie:Tibetische_Buchdeckel

Beschreibung: Günter Grönbold/Samyo Rode. Bayerische Staatsbibliothek, 1991/2016.

Aufgrund der Kürzungen des ursprünglichen Projektumfangs wurde kein Digitalisat des Objekts erstellt.


Dieses Deckelpaar weist eine ungewöhnliche Form der Verzierung auf: Das Mittelfeld ist nicht mit einer Holzschnitzerei verziert, sondern durch die Einlage eines Kupferstreifens.

Zugehöriger Oberdeckel/Unterdeckel

Zugehöriger Unterdeckel: Cod.sanscr. 543(2


Entstehung

13. Jh., Nepal


Maße

Oberdeckel:

52 mm x 575 mm x 10 mm


Material und Technik

Holz, mit Farbe bemalt. Auf einer Seite befindet sich ein Streifen Kupfer, der Ursprünglich vergoldet war.


Zu den Ergebnissen der materialwissenschaftlichen und kunsttechnologischen Untersuchungen durch das Institut für Bestandserhaltung und Restaurierung (IBR).


Beschreibung des Äußeren

Außenseite (Zierseite):

Mittelfeld:

Im Mittelfeld des hölzernenen Buchdeckels ist ein Kupferstreifen mit eingelegt, der in der Mitte eine figürliche Darstellung zeigt und in üppiges, plastisch hervortredendes Rankenwerk zu beiden Seiten übergeht.


Innenseite (Zierseite):

Die Innenseite ist mit mehreren figürlichen Darstellungen bemalt.


Zustandsberichte

Die Bemalung ist teilweise abgerieben. An den Enden weist der Deckel einige Fehlstellen auf.


Ikonographie

Außenseite (Zierseite):

Mittelfeld:

Der gegossene (?), ehemals vergoldete Kupfereinsatz des Mittelfeldes zeigt in der Mitte den Kopf eines Seeungeheuers (skt. makara) und eines Vogelwesens (skt. garuḍa), deren Körper nach außen hin in reichen, plastisch hervortretenden Rankenschmuck übergehen.


Innenseite (Zierseite):

Mittelfeld:

Die Innenseite ist reich bemalt mit insgesamt elf Figuren hinduistischer Gottheiten. Sie sitzen in zentralsymmetrischer Anordnung auf Lotusblüten mit karmesinroten Blättern und grüner Innenseite. Mit nur einer Ausnahme ist bei allen die Mandorla mit einem gelben Flammenkranz umgeben. Hinter der Mandorla erscheinen oben jeweils links und rechts belaubte Äste eines Baumes.

Bei der Malerei ist (von links nach rechts) zu erkennen:

Ein Gott mit roter Körperfarbe und grünem Kleid. Er hält zwei rote Lotusblüten. Sein Reittier (skt. vāhana) ist ein Reh (?). Sein Nimbus ist blau, die Mandorla weiß.

Sadāśiva mit weißer Körperfarbe ist fünfköpfig und zehnarmig dargestellt. Sein Nimbus ist grün, seine Mandorla rot. Er sitzt vor einem blauen Polster.

Eine vierarmige Göttin von weißer Körperfarbe. Sie hält in der rechten oberen Hand eine Gebetskette und führt mit der linken oberen Hand eine nicht näher bestimmbare Geste aus. Links unten hält sie eine Vase und ein weiteres Gefäß (?). Sie ist mit einem grünen Nimbus und blauer Mandorla ausgestattet und sitzt vor einem roten Polster.

Śiva von brauner Körperfarbe. Sein Reittier ist ein Löwe. Er ist vierarmig dargestellt und hält in der rechten oberen Hand eine Gebetskette, in der linken oberen Hand einen Dreizack; der Rest ist nicht erkennbar. Sein Nimbus ist blau, die Mandorla weiß. Gaṇeśa von weißer Körperfarbe, dargestellt mit drei Köpfen und vier Armen. Sein Reittier ist eine Ratte. Auf der rechten Seite hält er eine Gebetskette und führt mit der anderen Hand eine nicht näher bestimmbare Geste aus, auf der linken Seite hält er ein Beil, die Haltung der anderen Hand lässt sich nicht feststellen. Sein Nimbus ist grün, die Mandorla weiß.

Als Mittelfigur ist Śiva von brauner Körperfarbe und mit vier Armen dargestellt, auf Nandī. Auf dem linken Oberschenkel trägt er Parvatī, die mit grüner Körperfarbe dargestellt ist. Der Nimbus von Śiva ist blau, der von Parvatī rot; die Mandorla ist weiß gehalten.

Es folgen Kārttikeya oder Skanda von roter Körperfarbe, auf einem Pfau sitzend. Mit der rechten Hand führt er eine nicht näher bestimmbare Geste aus, links hält er einen Stab (?). Sein Nimbus ist blau, die Mandorla weiß.

Bhairava, vierarmig und von blauer Körperfarbe, auf einem Tiger sitzend dargestellt. Die rechte obere Hand ist nicht erkenbar, unten hält er eine Schädelschale, auf der linken Seite hält er einen Dreizack und führt eine nicht näher bestimmbare Geste aus. Der Nimbus ist blau, die Mandorla rot.

Parvatī (?) von grüner Körperfarbe. Sie führt rechts die Geste der Lehrverkündung (skt. vitarka-mudrā) aus und hält links einen blauen Lotus. Nimbus und das Polster hinter ihr sind rot, die Mandorla weiß.

Eine vierarmige Göttin von weißer Körperfarbe. Rechts hält sei eine Gebetskette, links ein Buch, die Haupthände halten einen blauen Lotus. Ihr Nimbus ist grün, die Mandorla blau, das Polster rot.

Ein Gott von weißer Körperfarbe mit einem roten Kleid, der zwei weiße Lotusblüten hält. Sein Nimbus ist grün, die Mandorla rot.


Stil und Einordnung

Die hier vorliegende Art, Deckel zu verzieren ist sehr selten. Aus dem 13. Jh. Ist sonst nur ein paar Deckel aus Nepal bekannt, das in Chicago liegt (Pal/Meek-Pekarik, Buddhist book illuminations (1988), Pl. 26 und 118ff.), hier ist aber der ganze Deckel auf der Außenseite mit einem Metallstreifen überzogen.

Vor allem das auf dem Unterdeckel dargestellte Stifterpaar verweist auf eine Herkunft der Deckel aus Nepal.


Provenienz

1987 von James Singer, London für die BSB erworben.


Literaturhinweise

Grönbold, Tibetische Buchdeckel (1991), 30f.

Pal/Meek-Pekarik, Buddhist book illuminations (1988).


Empfohlene Zitierweise

Günter Grönbold/Samyo Rode. Nepalesischer Buchdeckel (Oberdeckel) eines zusammengehörigen Deckelpaares zu einer hinduistischen Palmblatthandschrift - BSB Cod.sanscr. 543(1. Bayerische Staatsbibliothek, 1991/2016.

URL: https://einbaende.digitale-sammlungen.de/Prachteinbaende/Cod.sanscr._543(1_Hauptaufnahme, aufgerufen am 27.07.2024