Clm 6831 Einband Spolie Elfenbeintafel: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 11. September 2018, 07:51 Uhr
Übersicht | |
Signatur | Clm 6831#Einband |
Maße | 155 mm x 132–135 mm |
Datierung | Ende 10. Jh. |
Ort | Konstantinopel |
Objekttyp | Elfenbeinschnitzerei |
Katalogisierungsebene | Spolie (component) |
Klassifizierung | Kategorie:Schnitzkunst |
Kategorie | Westliche Prachteinbände |
Kurzaufnahme zum Einband im BSB-Katalog mit weiterführenden Informationen |
Kurzaufnahme der Handschrift mit weiterführenden Informationen |
Forschungsdokumentation der BSB |
Handschriftendigitalisat |
Einbanddigitalisat |
Beschreibung: Bayerische Staatsbibliothek, Caroline Smout, 2017
Es handelt sich um die Mitteltafel eines byzantinischen Triptychons, dessen beiden Flügel auf dem Einband von Clm 6831 angebracht sind.
Informationen zum Trägerband
Überliefert mit: Handschrift München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 6831 : Evangelistar, Deutschland, Tegernsee, um oder kurz nach Mitte des 11. Jh.
Entstehung
Ende des 10. Jahrhunderts in Konstantinopel von einem unbekannten Elfenbeinschnitzer hergestellt.
Maße
155 mm x 132–135 mm
Material und Technik
Elfenbeintafeln mit figürlicher Darstellung in Halbrelief. Die Tafeln liegen in einem vertieften Feld des Deckels und sind durch mehrere Nägel an allen vier Außenseiten, die auf dem Kupferblech ansetzen, auf dem Holzdeckel befestigt.
Beschreibung des Äußeren
Rechteckige Elfenbeintafel, untergliedert in zwei Bildfelder mit figürlichen Szenen.
Zustandsberichte
An der oberen und unteren Rahmenleiste sind die Bohrlöcher für die Befestigung der Blendleiste unter den Beschlagblechen zu sehen. An der Unterkante der oberen Rahmenleiste mittig ein Bohrloch, das der Anbringung einer Aufhängevorrichtung diente, mit Wachs gefüllt. Spuren von Vergoldung auf den Kreuzen, den Nimben und Gewändern der Figuren. Reste karminroter Detailzeichnung in den geschnitzten Linien der Nimben, Gewänder sowie der Architektur. Reste griechischer Inschriften in roter Farbe um die beiden Kreuze im oberen und unteren Bildregister herum. – Im oberen Bildfeld über dem Kreuzbalken: ἡ σταυρωσις, unter dem Kreuzbalken: ἰδε ὁ ὑιος σου und ἰδου ἡ μητηρ σου, im unteren Bildfeld seitlich der Kreuzabnahme: ἡ ἀποκαθήλωσις (Goldschmidt/Weitzmann, Die byzantinischen Elfenbeinskulpturen, Bd. 2 (1934), Nr. 22a.). Im oberen Bildfeld sind der obere Teil der Lanze des Longinus sowie des Ysopstabes des Stephaton abgebrochen, im unteren Bildfeld der rechte Unterarm des gekreuzigten Christus.
Ikonographie
Die beiden Bildfelder mit der Darstellung der Kreuzigung Christi oben sowie der Kreuzabnahme und Grablegung Christi gehören zum byzantinischen Festzyklus; vervollständigt werden sie durch die Szenen der Triptychon-Flügel auf dem Einband von Clm 6832. In der Kreuzigungsdarstellung (Abb. 1) bildet der Kruzifix das Zentrum, unter dem im kleineren Figurenmaßstab Stephaton und Longinus stehen, seitlich von ihnen folgen links Maria mit zwei weiteren Frauen, rechts Johannes mit zwei Männern, wohl Kriegern. Über den beiden Personengruppen und zuseiten der Kreuzarme schweben jeweils zwei Engel.
Im unteren Feld (Abb. 2), die links die Kreuzabnahme zeigt, sind Josef von Arimathäa und Nikodemus auf Leitern gestiegen, lösen die Nägel und umfangen den Leib des Gekreuzigten. Links davon stehen Johannes und Maria, die den herabhängenden rechten Arm Christi umfasst. In der rechten Bildhälfte tragen zwei Männer, der eine von ihnen Josef von Arimathäa, den Leichnam zum Grab, das durch eine Architektur bezeichnet ist.
Stil und Einordnung
Die Elfenbeintafel ist gemäß den Übereinstimmungen in ihrer stilistischen und ikonographischen Gestalt in derselben Werkstatt entstanden wie die beiden Elfenbeine auf dem Einband von Clm 6832. Sowohl in stilistischer als auch ikonographischer Hinsicht zeigen sich Merkmale der sogenannten „malerischen Gruppe“ (Goldschmidt/Weitzmann, Die byzantinischen Elfenbeinskulpturen, Bd. 2 (1934), Nr. 22a). In stilistischer Hinsicht sind die scharf geschnittenen Gesichtszüge und die entsprechende Gewandgestaltung sowie die Überschneidungen zu nennen (vgl. dazu Rom und Byzanz (1998), 186, 190, Nr. 53 (Kahsnitz)). In ikonographischer Hinsicht formuliert Steenbock: „Der Christus der Kreuzigung zeigt z. B. nicht den hieratisch-strengen Typus der Kreuzigungsreliefs anderer Gruppen, sondern ist mir stark ausgebogenem Leib, deutlichem Kontrapost der Beine und tief herabgesunkenem Haupt wiedergegeben; den Vorbildern in der Malerei entsprechend, sind die Gruppen der Begleitfiguren erweitert“ Steenbock, Der kirchliche Prachteinband (1965), 165, Nr. 73; Vergleichsbeispiele ebd.).
Literaturhinweise
Bange, Eine bayerische Malerschule (1923), 58.
Cutler, The Hand of the Master (1994), 145f., 161f., 190, 271 Anm. 148.
Goldschmidt/Weitzmann, Die byzantinischen Elfenbeinskulpturen, Bd. 2 (1934), Nr. 22a.
Mazal, Frühmittelalter (1999), 269.
Steenbock, Der kirchliche Prachteinband (1965), Nr. 72.
Rom und Byzanz (1998), Nr. 53 (Kahsnitz).