Elfenbeintafel (Spolie) - BSB Clm 6832#Einband, Vorderdeckel

Aus Prachteinbände
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Übersicht
Signatur Clm 6832#Einband
Maße 140–142 mm x 142–143 mm
Datierung Ende 10. Jh.
Ort Konstantinopel
Objekttyp Elfenbeinschnitzerei
Katalogisierungsebene Component
Klassifizierung Kategorie:Schnitzkunst
Kategorie Westliche Prachteinbände

Beschreibung: Bayerische Staatsbibliothek, Caroline Smout, 2017


Es handelt sich um die beiden Flügel eines Triptychons, dessen Mitteltafel auf dem Vorderdeckel von Clm 6832 montiert ist.

Informationen zum Trägerband

Überliefert mit: Handschrift München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 6832 : Evangeliar, Deutschland, Freising, um oder nach 1062 .


Entstehung

Konstantinopel, Ende 10. Jahrhundert.


Maße

gesamt: 140–142 mm x 142–143 mm

linke Tafel: 140–141 mm x 68–70 mm

rechte Tafel: 141–142 mm x 72–73 mm


Material und Technik

Elfenbeintafeln mit figürlicher Darstellung in Flachrelief. Die Tafeln liegen in einem vertieften Feld des Deckels und sind durch mehrere Nägel an allen vier Außenseiten, die auf dem Kupferblech ansetzen, auf dem Holzdeckel befestigt.


Beschreibung des Äußeren

Zwei hochrechteckige Elfenbeintafeln, die jeweils drei Bildregister mit figürlichen Szenen aufweisen (Abb. 1). Während die einzelnen Bildfelder durch Zahnschnittleisten voneinander abgegrenzt sind, ist der Rahmen mit einem Ornamentband versehen.




Zustandsberichte

Spuren von Gold und roter Detailzeichnung auf den Kreuzen und den Gewändern der Figuren; Reste griechischer Inschriften, teilweise in roter Farbe. An der rechten Tafel ist links oben ein Stück Elfenbein aus dem Rahmen herausgebrochen.


Ikonographie

Die beiden Tafeln zeigen Szenen aus dem byzantinischen Festzyklus. Sie umfassen jeweils drei Bildfelder, die über beide Flügel von links nach rechts zu betrachten sind: Im oberen Register (Abb. 2) sind die Verkündigung an Maria mit dem Erzengel Gabriel sowie die Heimsuchung mit Maria und Elisabeth dargestellt, im mittleren (Abb. 3) die Geburt Christi sowie die Darbringung im Tempel mit Joseph und Maria zum einen und Simeon und der Prophetin Hanna zum anderen. Im unteren Bildregister (Abb. 4) folgen schließlich die Taufe Christi und Christus in der Vorhölle. In der Szene mit der Geburt Christi lagert die Gottesmutter gemäß byzantinischer Bildtradition auf dem Boden und beaufsichtigt die erste Waschung des Christuskindes. Abseits davon sitzt Joseph in nachdenklicher Haltung. In der Darstellung der Taufe Christi vollzieht Johannes der Täufer im Jordan die Taufe, während von rechts zwei Engel mit Tüchern herantreten. Das Kreuz, das zwischen Johannes und Christus im Fluss steht, bezeichnet den heiligen Ort, an dem die Taufe stattfindet. Indem im Rücken von Johannes eine Axt an den Baum gelegt ist, ist die Prophetie des Johannes von der Endzeit: „Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt“ (Mt. 3,10) wörtlich ins Bild gesetzt. Im letzten Bildfeld mit dem Abstieg Christi in die Unterwelt zur Befreiung der Gerechten des Alten Bundes, der Anastasis, tritt der triumphierende, den Kreuzstab tragende Christus die Türen der Unterwelt nieder und erlöst Adam und Eva sowie David und Salomon.



Stil und Einordnung

Die beiden Elfenbeintafeln sind gemäß den Übereinstimmungen in ihrer formalen, stilistischen und ikonographischen Gestalt in derselben Werkstatt entstanden. Die Darstellungen weisen ikonographische Schemata auf, die in der byzantinischen Kunst verwendet wurden und insbesondere ihre Vorlagen in der Malerei haben, aber auch in Elfenbeinwerken (siehe dazu Steenbock, Der kirchliche Prachteinband (1965), 165f., Nr. 73). Stilistisch zeigen sie Merkmale der sogenannten „malerischen Gruppe“: ein frei gearbeitetes Relief, scharf geschnittene Gesichtszüge, die Form der Haarbehandlung, die Gestalt der Falten sowie die Überschneidung von Figuren und Gegenständen (siehe Goldschmidt/Weitzmann, Die byzantinischen Elfenbeinskulpturen, Bd. 2 (1934), Nr. 22a; vgl. dazu Rom und Byzanz (1998), 186, 190, Nr. 53 (Kahsnitz)).


Literaturhinweise

Bange, Eine bayerische Malerschule (1923), 60.

Goldschmidt/Weitzmann, Die byzantinischen Elfenbeinskulpturen, Bd. 2 (1934), Nr. 22a.

Steenbock, Der kirchliche Prachteinband (1965), Nr. 73.

Cutler, The Hand of the Master (1994), 145f., 161f., 190, 271 Anm. 148.

Rom und Byzanz (1998), Nr. 53 (Kahsnitz).

Mazal, Frühmittelalter (1999), 269.