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Version vom 7. September 2018, 12:08 Uhr

Übersicht
Signatur Cod.tibet. 490
Maße 286 x 700 x 40 mm
Datierung ca. 17./18. Jh.
Ort Tibet/Xizang
Objekttyp Buchdeckel, asiatisch
Katalogisierungsebene Gesamtaufnahme (item)
Klassifizierung Kategorie:Schnitzkunst
Kategorie Tibetischer Buchdeckel

Beschreibung: Bayerische Staatsbibliothek, Günter Grönbold 1991, Samyo Rode 2016


Die Außenseite dieses Deckels ist mit Schnitzereien verziert, auf der Innenseite ist ganzflächig Malerei aufgabracht worden.

Entstehung

unbekannt, ca. 17./18. Jh. in Tibet/Xizang.


Maße

286 mm x 700 mm x 40 mm


Außenseite (Zierseite):

Mittelfeld:

92 mm x 199 mm


Mittelfeldbegrenzung:

38 mm


Rahmen:

oben 43 mm, unten und rechts 44 mm, links 45 mm


Innenseite:

Mittelfeld:

124 mm x 533 mm


Mittelfeldbegrenzung:

7 mm


Rahmen:

rechts und links 24,6 mm, oben und unten 89-90 mm


Material und Technik

Geschnitzter und vergoldeter Buchdeckel aus Holz, auf der Innenseite mit Bemalung versehen.


Beschreibung des Äußeren

Außenseite (Zierseite):

Mittelfeld:

Das Mittelfeld ist symmetrisch in drei Zonen mit figürlichen Darstellungen aufgeteilt. Der Hintergrund des Mittelfeldes ist mit vegetabilen Ornamenten in ?? Schnitztechnik gestaltet.


Mittelfeldbegrenzung:

Den inneren Rand des Mittelfeldes umläuft ein Lotusfries. Es folgt eine Perlenreihe zwischen gekehlten Stegen.


Rahmen:

Den Rahmen bildet ein schmales Blätterfries gefolgt von einem Blätterband, das von je einer Knospe in der Mitte jeder Seite ausgehend schräg geneigt ist. Den Abschluss nach außen bildet eine weitere Perlenreihe und ein flacher Steg.


Innenseite:

Mittelfeld:

Auf der Innenseite ist ein goldumrahmtes Feld (92 x 192 mm) mit sieben Zeilen stark abgeriebenen Textes in Gold auf rotem Grund.


Mittelfeldbegrenzung:

Auf dem Rest des Deckels, innerhalb einer Goldumrahmung sieht man schwarze konzentrische Kreise, wie sie mehrfach auf Innenseiten zu finden sind (z.B. Sotheby Auktion 29.3.1982, Nr. 243v. Reynolds/Heller/Gyatso, 98, Nr. S26).


Rahmen:

Ganz außen am Rand des Deckels befindet sich noch ein goldener Streifen.


Schmalseite 1:

In flacher Schnitzerei ist in vier von fünf Feldern vergoldetes Rankenwerk erkennbar, im mittleren Feld hingegen ein Buchstabe.


Längsseite 1:

Die Längsseite ist vergoldet.


Schmalseite 2:

Auf der Schmalseite sind kreisförmige Ornamente eingeritzt.


Längsseite 2:

Die Längsseite ist vergoldet.


Profil:

Die Höhe des Deckels ist an den Rändern geringfügig kleiner als in der Mitte.


Inschriften/herstellungsbezogene Marken und Zeichen

An der linken Stirnseite steht vor einem stilisierten Lotusblatt der tibetische Buchstabe „Thi“ [= Bd. 40]. Die hohe Bandzahl deutet auf eine bKaʼ ʼgyur- oder bsTan ʼgyur-Ausgabe hin.

Auf der Innenseite ist ein goldumrahmtes Feld (92 x 192 mm) mit sieben Zeilen zum Teil stark abgeriebenen Textes in Gold auf rotem Grund. Es sind insgesamt 12 Verszeilen à neun Silben mit Anfangs- und Schlussfloskel. Der tibetische Text lautet:

/ Oṃ swa s[t]i si dhaṃ //

yon tan rin chen ’byung gnas thub dbang gi //

gsung rab yon tan ’b[yu]ng gnas bka’ ’gyur [gyi?] //

yon bdag tshogs gnyis yon tan gt[e]r ’dzin pa //

[...] //

thugs dam bka’ ’gyur ri[n] [chen] gser [la] bzhengs //

zhal skos dpon […]s mdzad //

rkos mkhan sgyu [ma’i] khrod na mun sel bzhin //

mkhas pa yon tan dpal gyi […]i //

’du [shes?] ... [mtsh]ungs med ’di la mkhas rnams gzigs //

gzigs kyang gang la ’ang skyon gyi […]i […]l //

sku gzugs srog chags pad tra rnam ’gyur rnams //

dang bas bzos pas ... ’g[r]o rnams sangs rgyas thob par shog //

// shin tu bkra shis par gyur cig //


Zustandsberichte

Die Vergoldung ist teilweise leicht berieben.

Die Malerei an der Deckelinnenseite ist stärker abgerieben.


Ikonographie

Außenseite (Zierseite):

Mittelfeld:

Im Mittelfeld befinden sich drei zornvolle Gottheiten auf Löwenthronen, die jeweils aus dem Stängel einer Blüte erwachsen. Die zentrale Figur stellt Mahākāla in der Form des „Schützer des Zeltes“ (tib. gur gyi mgon po) dar. In den Händen hält er Hackmesser und Schädelschale; über den Unterarmen liegt die Keule. Er steht mit nach außen gerichteten, gebeugten Knien (tib. rting zlum po) auf einer Leiche. Auf dem Tuch, das von seinem Thron hängt, ist ein liegendes Rind (?) zu sehen. Der Thron wird von zwei Yakṣa-Atlanten getragen, darunter sind noch zwei Blüten zu sehen. Im Thronaufbau sind rechts und links jeweils abgebildet: ein halbgöttliches Wesen mit Vogelkörper (skt. kinnara), das eine Gans im Arm hält (ein seltenes Detail, das sich auch in Selig Brown, Protecting wisdom (2012), Nr. 34, fig. 1, findet), darüber ein geflügelter Löwe mit Reiter, im Thronbogen ein Seeungeheuer und oben in der Spitze ein Vogelwesen mit je einem Schlangenwesen (skt. nāga) in den Fängen. Hinter der Figur ist eine Flammenmandorla angedeutet. Der Thronbogen wird zum Rand hin aus Rankenwerk gebildet. Mahākāla ist von seinen Begleiterinnen umgeben. Im linken Bildfeld ist Ekajaṭī abgebildet; sie sitzt mit überkreuzten Füßen auf einem Lotussitz vor einer Flammenmandorla und hält ein Gefäß mit Nektar vor der Brust. Aus ihrem Haar steht die „eine Haarsträhne“ (skt. eka-jaṭā) hoch. Unter ihrem Thron sind zwei offene und zwei geschlossene Blüten. Den Thronaufbau bilden rechts und links je zwei Vasen, aus denen hohe Pflanzen mit Blüten erwachsen, darüber steht jeweils ein halbgöttliches Wesen mit Vogelkörper mit Schirm; oben ist ein Vogelwesen, das zwei Schlangenwesen hält. Im rechten Feld ist Śrīdevī (tib. dpal ldan lha mo) als ʼDod-khams dbang-phyug lha-mo auf einem Maultier vor einer Flammenmandorla dargestellt. Vierarmig hält sie rechts Schwert und Schädelschale, links Lanze und Dreizack. Rechts und links neben ihr sind je eine Vase, aus der Pflanzen mit Blüten wachsen, darauf jeweils eine Gans. Oben in der Spitze des Thronbogens ist der Kopf eines Vogelwesens (skt. garuḍa) mit Schlange im Schnabel zu sehen. Die drei Hauptgottheiten werden schon durch ihre (ehemals) rot gefärbten Haare als zornvolle Götter ausgewiesen. Die Nebenfiguren kommen auch auf Thangkas als Begleiter dieser Form Mahākālas vor (vgl. Light of Asia (1984), 97; Essen/Thingo, Die Götter des Himalaya (1989), 209f.). Der Platz zwischen den Thronen wird durch plastisch herausgearbeitete, bewohnte Rankenvoluten gefüllt. Darin ist links außen ein Raubvogel zu sehen; rechts außen ist noch ein Pfau. Rechts und links neben der Hauptfigur befinden sich verschiedene Tiere, die zum Gefolge des Gur-gyi mgon-po gehören: Schakal bzw. Wolf und Vogel sowie Hund. Auch wird ein schwarzer Mann erwähnt, der auf dem vorliegenden Deckel nicht mehr vorhanden ist (vgl. Nebesky-Wojkowitz, Oracles and demons of Tibet (1956), 49f.).


Provenienz

1988 von N.G. Ronge, Ittenbach für die BSB erworben.


Literaturhinweise

Grönbold, Tibetische Buchdeckel (1991), 104f.

Light of Asia (1984), 97.

Essen/Thingo, Die Götter des Himalaya (1989), 209f.

Nebesky-Wojkowitz, Oracles and demons of Tibet (1956), 49f.

Sotheby Auktion 29.3.1982, Nr. 243v. Reynolds/Heller/Gyatso, 98, Nr. S26 (???)

Selig Brown, Protecting wisdom (2012), Nr. 34, fig. 1.