Tibetischer Buchdeckel (Oberdeckel) - BSB Cod.tibet. 182(1

Aus Prachteinbände
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Übersicht
Signatur Cod.tibet. 182(1
Maße 94-96 mm x 484 mm x 12 mm
Datierung ca. 13./14. Jh.
Ort Tibet/Xizang
Objekttyp Buchdeckel, asiatisch
Katalogisierungsebene Gesamtaufnahme (item)
Klassifizierung Kategorie:Schnitzkunst
Kategorie Tibetischer Buchdeckel

Beschreibung: Bayerische Staatsbibliothek, Günter Grönbold 1991, Samyo Rode 2016


Es handelt sich hier um den Oberdeckel eines sehr ungewöhnlichen Deckelpaares, das schwer einzuordnen ist.

Zugehöriger Oberdeckel/Unterdeckel:

Zugehöriger Unterdeckel: Cod.tibet. 182(2.


Entstehung

unbekannt, ca. 13./14. Jh. in Tibet/Xizang oder Nepal (?)



Maße

94-96 mm (H) x 484 mm (B) x 12 mm (T)


Außenseite:


Mittelfeld:

38 mm x 429 mm


Mittelfeldsteg:

18-20 mm breit


Rahmen:

9-12 mm breit


Innenseite (Zierseite):


Mittelfeld:

64-65 mm x 456 mm


Mittelfeldsteg:

3-4 mm breit


Rahmen:

11-15 mm breit


Material und Technik

Bemalter Buchdeckel aus Holz


Zu den Ergebnissen der materialwissenschaftlichen und kunsttechnologischen Untersuchungen durch das Institut für Bestandserhaltung und Restaurierung (IBR).


Beschreibung des Äußeren

Außenseite:


Mittelfeld:

Im rot grundierten Mittelfeld sind noch die Vorzeichnungen einer elf Kreismedaillons bildenden Ranke zu sehen.


Mittelfeldsteg:

Ein einfacher gemalter goldener Streifen (18-20 mm) umgibt das Mittelfeld.


Rahmen:

Die Außenseite ist von einem ca. 10 mm breiten roten Band eingefasst. Danach folgt nach innen zu ein ca. 13 mm breiter schwarzer Streifen, auf dem grüne Lotusblätter eingemalt sind. Sie sind dünn, liegen eng aneinander und gehen jeweils von der Mitte der Seiten aus.


Innenseite (Zierseite):


Mittelfeld:

Das Feld ist schwarz grundiert. Grüne Ranken formen acht ovale Medaillons, die innen rot gefasst sind. Aus den Ranken gehen nach innen Stängel, auf denen Lotusblüten sitzen. Ihre Blätter sind zinnober- und karmesinrot, grün und hellblau gemalt. Die Blüten sind abwechselnd in Profil und Aufsicht dargestellt.


Mittelfeldsteg:

Das Mittelfeld wird durch eine rote Einfassungslinie auf der Innenseite gebildet.


Rahmen:

Der Rahmen ist einfarbig dunkel gestaltet.


Schmalseite 1:

Die Schmalseite weist Reste von Vergoldung auf.


Längsseite 1:

Die Längsseite ist rot gefasst.


Schmalseite 2:

Die Schmalseite ist rot gefasst.


Längsseite 2:

Die Längsseite ist rot gefasst.


Profil:

Der Deckel weist an der Außenseite eine Wölbung auf.


Zustandsberichte

Die Außenseiten waren bei Ankauf des Deckelpaares ganz dunkel. Erst nach der Reinigung wurde die Malerei sichtbar. Die Malerei der Außenseite ist stark berieben.


Ikonographie

Innenseite (Zierseite):

Mittelfeld:

In den grünen Rankenmedaillons befinden sich auf acht verschiedenartigen Blüten vor rotem Hintergrund acht Göttinnen, die nur mit einem durchsichtigen Rock bekleidet sind und als Schmuck Diademe, Halsgeschmeide, Ohrringe, Unter- und Oberarmreifen und Fußreifen sowie jeweils ein Stirnmerkmal (tib. mdzod spu) zwischen den Augenbrauen tragen. Bei den ersten vier (von links nach rechts) handelt es sich um Gottheiten, die oft in einer Gruppe auftreten (vgl. hierzu Mallmann 1986, S. 176 f. u. 281 f.): Lāsyā, von weißer Körperfarbe mit zwei Vajras, Hāsyā, von gelber Farbe mit gelber Perlenkette, und Gītā, rot mit Laute; sie sitzen „in sich vergnügender Weise“ mit gestrecktem linken Bein (tib. g.yon rol). Die letzte der Gruppe, Nṛtyā, von blauer Körperfarbe, ist tanzend auf einem Bein und mit der Geste des Tanzes abgebildet. Die folgenden vier sind die Opfergöttinnen Dhūpā (weiß, mit Rauchopfergefäß), Puṣpā (gelb, mit Blumen), Dīpā (rot, mit Lampe) und Gandā (schwarz, Muschel mit Duftessenz). Alle vier sitzen „in sich vergnügender Weise“ mit gestrecktem rechten Bein (tib. g.yas rol) auf je einer Blüte.


Stil und Einordnung

Die Kleidung der Personen ist zentralasiatisch. Das und das Format einer Papierhandschrift verweisen die Deckel nach Tibet. Das Rot weist jenen satten Farbton auf, wie er von Thankas des sog. Sa-skya-pa-Stils bekannt ist (Light of Asia (1984), 61ff.).


Provenienz

1986 von N.G. Ronge, Königswinter für die BSB erworben.


Literaturhinweise

Grönbold, Tibetische Buchdeckel (1991), 44f.

Light of Asia (1984), 61ff.