Clm 4453 Einband Spolie Elfenbeintafel VD: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 17. September 2018, 12:40 Uhr

Übersicht
Signatur Clm 4453#Einband
Maße 143 mm x 110 mm
Datierung 940 - 960
Ort Byzantinisches Reich
Objekttyp Elfenbeinschnitzerei
Katalogisierungsebene Component
Klassifizierung Kategorie:Schnitzkunst
Kategorie Kategorie:Westliche_Prachteinbände

Beschreibung: Karl-Georg Pfändtner. Bayerische Staatsbibliothek, 2016.


Byzantinisches Elfenbeinrelief mit der Darstellung des Marientodes (Koimesis), das als Spolie zur Dekoration des Vorderdeckels von Clm 4453#Einband verwendet wurde.

Informationen zum Trägerband

Überliefert mit: Handschrift München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 4453: Evangeliar, Deutschland, Reichenau (Liuthar-Gruppe), um 1000 im Auftrag Kaiser Ottos III. geschrieben.


Entstehung

Mitte des 10. Jahrhunderts (940–960) von einem unbekannten byzantinischen Künstler (Elfenbeinschnitzer) gefertigt.


Maße

143 mm x 110 mm

Relieftiefe zwischen Wand und Baldachin: 7–8 mm, im Mittelteil unter dem Baldachin noch stärker, bis 10 mm vertieft

Rahmenbreite: oben und unten 8 mm, rechts und links 5 mm


Material und Technik

Aus Elfenbein geschnitztes Relief mit Goldresten.

Das Relief war früher vergoldet. Reste von Vergoldung an den hinteren Engelsflügeln (Abb. 1), den Engelsnimben (Abb. 2), um die Inschrift (Abb. 3) und am Nimbus Christi (Abb. 4). Weitere Reste von Vergoldung am Kissen Mariens und wenigen anderen Stellen.



Beschreibung des Äußeren

Hochrechteckige Elfenbeintafel.


Mittelfeld:

Relief: Figürliche Darstellungen mit architektonischem Rahmen.


Mittelfeldbegrenzung:

In den oberen beiden Ecken des Bildfeldes sind Blätter eingesetzt.


Rahmen:

Glatter Kastenrahmen.


Ausrichtung im Raum und Arrangement

Mittig auf dem Vorderdeckel des Einbandes zum Evangeliar Ottos III. (Clm 4453) eingelassen.


Inschriften/herstellungsbezogene Marken und Zeichen

Über Christus mit der Seele Mariens, unterhalb des Baldachins, ist die griechische Inschrift: Η Τ[ΗΣ] Θ[ΕΟΤΟ]ΚΟΥ ΚΟΙ[ΜΗ]ΣΙΣ (Die Entschlafung der Gottesgebärerin) eingesetzt.


Zustandsberichte

Guter Zustand. Alter Riss im Baldachin links der Mitte. Reste von Vergoldung zu erkennen.


Ikonographie

Das Relief, ein tief in das Elfenbein eingeschnitzter Kastenrahmen mit in den oberen Ecken eingesetzten Blättern, zeigt die Szene des Marientodes umgeben von einem à jour geschnitzten Baldachin auf zwei ebenso durchbrochenen Säulen (Abb. 5). Maria, nimbiert und tot (mit geschlossenen Augen) liegt im Bett (davor ein Fußschemel), gekleidet in Tunika und Maphorion. Links berührt Apostel Paulus die Beine Mariens, rechts kniet Johannes am Kopfende und berührt mit beiden Händen das Bettzeug, sein voll ausgearbeitetes Haupt ist von vorne völlig durch das Weihrauchfass verdeckt, das ein weiterer Apostel schwenkt. In der Mitte nimmt Christus die Seele Mariens (dargestellt als kleines Kind) auf und reicht sie zwei von oben herbeifliegenden Engeln mit verhüllten Händen. Rechts und links stehen, nach hinten gestaffelt, die übrigen Apostel mit Büchern (die Schnitzerei ahmt edelsteinverzierte Einbände nach) und Schriftrollen, sowie weitere Jünger, links oben auch zwei Frauen. Zum Teil halten sie sich trauernd die Hände vor das Gesicht oder trocknen ihre Tränen mit dem Bausch der Gewänder.



Stil und Einordnung

Mittelbyzantinisch. Das Elfenbeinrelief ist eine der besten Arbeiten der sog. „malerischen Gruppe“, die Vorbilder aus der zeitgenössischen wie antiken Malerei verarbeitet. In Wien und im Vatikan gibt es motivisch und stilistisch sehr ähnliche wohl auch von der Datierung vergleichbar anzusetzende Koimesisdarstellungen (Kalavrezou-Maxeiner, Byzantine icons in steatite (1985), 62–63, Nr. 1–2 und Abb. 1–2).


Literaturhinweise

Kalavrezou-Maxeiner, Byzantine icons in steatite (1985).

Rom und Byzanz (1998), Nr. 41 (R. Kahsnitz).

Empfohlene Zitierweise

Karl-Georg Pfändtner. Elfenbeintafel (Spolie) - BSB Clm 4453#Einband, Vorderdeckel. Bayerische Staatsbibliothek, 2016.

URL: https://einbaende.digitale-sammlungen.de/Prachteinbaende/Clm_4453_Einband_Spolie_Elfenbeintafel_VD, aufgerufen am 09.11.2024