Cod.tibet. 114 Hauptaufnahme: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 29. August 2018, 10:22 Uhr
Übersicht | |
Signatur | Cod.tibet. 114 |
Maße | 270 mm x 722 mm x 24 mm |
Datierung | 15. oder 18. Jh. |
Ort | Tibet/Xizang |
Objekttyp | Buchdeckel, asiatisch |
Katalogisierungsebene | Gesamtaufnahme (item) |
Klassifizierung | Kategorie:Schnitzkunst |
Kategorie | Tibetischer Buchdeckel |
Kurzaufnahme zum Buchdeckel im BSB-Katalog mit weiterführenden Informationen |
Forschungsdokumentation der BSB |
Digitalisat |
Beschreibung: Bayerische Staatsbibliothek, Günter Grönbold 1991, Samyo Rode 2016
Tibetischer Buchdeckel aus leichtem Holz, dessen Außenseite mit bemaltem und vergoldetem Schnitzwerk verziert ist. Der Deckel wird ins 15. (Grönbold) oder 18. Jh. (Selig Brown (2012)) datiert.
Entstehung
Im 15. oder 18. Jh von einem unbekannten tibetischen Künstler gefertigt.
Maße
Oberdeckel:
270 mm x 722 mm x 24 mm
Außenseite (Zierseite):
Mittelfeld:
129-131 mm x 580 mm
Mittelfeldbegrenzung:
15-17 mm breit
Rahmen
53-57 mm breit
Material und Technik
Bemalter und mit Blattgold vergoldeter Deckel aus Holz.
Beschreibung des Äußeren
Außenseite (Zierseite):
Mittelfeld:
Dreigliedriges, achsensymmetrisches Mittelfeld mit figürlichen Darstellungen; den Hintergrund bildet üppige vegetabile Ornamentik, vergoldet, vor rotem Hintergrund.
Das Rankwerk ist zwar nicht sehr tief geschnitzt, doch weist das obere Niveau des Schnitzwerkes erhebliche Höhenunterschiede auf.
Mittelfeldbegrenzung:
Um das Mittelfeld folgt eine Reihe von großen silbernen Perlen zwischen Stegen.
Rahmen:
Ringsum läuft ein breites Band mit reichem Rankwerk, um den Rand des Deckels ziehen sich noch ein schmaler silberner und ein etwas breiterer grüner Streifen.
Innenseite:
Die Innenseite ist unverziert und von brauner Farbe.
Schmalseite 1:
Mittig figürliche Darstellung in glatter Mandorla mit Rand; vegetabile Ornamentik (Ranken); an den äußeren Enden? rot grundierte ?rechteckige Felder, darauf Goldschrift.
Schmalseite 2:
Vegetabile Ornamentik (Lotusblätter) in punktierter, goldfarbiger Linienzeichnung.
Inschriften/herstellungsbezogene Marken und Zeichen
An der Schmalseite 1 ist links und rechts auf rotem Feld in Goldschrift der tibetische Buchstabe ‚Za‘ [= Bd. 22] zu sehen.
Ikonographie
Außenseite (Zierseite):
Bei den figürlichen Darstellungen handelt es sich um drei Buddhas der Fünf Buddha-Familien oder Tathāgatas (tib. rgyal ba rigs lnga), die in Vajrasitzhaltung auf Thronen sitzen. Im Zentrum befindet sich Buddha Vairocana mit der zweihändigen Geste der höchsten Erleuchtung (tib. byang chub mchog) auf einem reich verzierten Thron, dessen Seitenteile links und rechts unten je einen Elefanten und einen gehörnten Löwen enthalten. Auf dem Querbalken befindet sich rechts und links jeweils ein Seeungeheuer, dessen Schwanz in Ranken übergeht und einen Teil des Thronbogens bildet. In der Spitze des Bogens ist ein Vogelwesen mit ausgebreiteten Flügeln zu sehen; in seinen Klauen hält es zwei stilisierte Schlangenwesen, die sich rankenartig nach links und rechts winden. Im Mittelfeld links sitz Buddha Akṣobhya. Mit seiner rechten Hand macht er die Geste der Erdberührung, mit der linken die Geste der Meditation. Er hat, wie Vairocana, eine rote Aureole, die gold umrandet ist, und einen nach oben spitz zulaufenden roten Nimbus mit Goldrand. Im Mittelfeld rechts sitzt Buddha Amitābha. Er macht die zweihändige Geste der Meditation, hat eine rote Aureole und einen roten Nimbus mit Strahlenkranz.Seitenteile und Thronbögen von Akṣobhya und Amitābha bestehen aus Rankenwerk, das an der Spitze zusammengebunden ist und darüber Halbmond und Perle zeigt. Die Rückenlehne von Amitābha ist gestreift. Alle drei Buddhas tragen Helmkronen und Ohrringe, sonst keinerlei Schmuck.
Innenseite:
Die Innenseite ist ungestaltet.
Stil und Einordnung
Der rot gefasste Hintergrund, das Rankenwerk und die Ausführung der drei Buddhas mit ihren Helmkronen und der Thronelemente deuten auf einen stark von nepalesischen Einflüssen geprägten Kunststil hin, der Ende des 13. Jh. in Tibet verbreitet wurde. Ein stilistisch nahezu identischer Deckel ist in der MacLean Collection zu sehen (vgl. hierzu Selig Brown, Protecting wisdom (2012), Nr. 50, datiert 15. Jh.). Die Gestaltung der Zierseite und der beiden Stirnseiten sowie Maße und Profil weisen so starke Ähnlichkeit mit dem hier vorliegenden Oberdeckel auf, dass man eine Herkunft aus derselben Werkstatt vermuten kann. Evtl. gehörten die Deckel sogar zum selben mehrbändigen Werk. Ähnlich gestaltetes Rankenwerk im Mittelfeld sowie ein silberner Perlstab zwischen zwei schmalen Stegen und ein grün gefasster Randsteg finden sich auch auf einem Deckel bei Rossi/Rossi, Early Tibetan manuscript covers (1996), Nr. 24 (hier datiert 14. Jh.).
Provenienz
1984 für die BSB erworben (gekauft von Wolfgang Walier).
Literaturhinweise
Grönbold, Tibetica in der Bayerischen Staatsbibliothek (1985), 24.
Grönbold, Tibetische Buchdeckel (1991),126f.
Rossi/Rossi, Early Tibetan manuscript covers (1996), Nr. 24.
Selig Brown, Protecting wisdom (2012), Nr. 50.