Osttibetischer oder chinesischer Buchdeckel (Oberdeckel) - BSB Cod.tibet. 512

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Übersicht
Signatur Cod.tibet. 512
Maße 281 mm x 773 mm x 23 mm
Datierung 19. / Anfang 20. Jh.
Ort Osttibet oder China
Objekttyp Buchdeckel, asiatisch
Katalogisierungsebene Gesamtaufnahme (item)
Klassifizierung Kategorie:Schnitzkunst
Kategorie Tibetischer Buchdeckel

Beschreibung: Bayerische Staatsbibliothek, Günter Grönbold 1991, Samyo Rode 2016


Hölzerner Buchdeckel aus aus Osttibet oder China, dessen Außenseite mit flachem Schnitzwerk (ursprünglich vergoldet) verziert ist. Die Innenseite ist mit figürlichen Darstellungen bemalt.

Informationen zum Trägerband

Dieser Deckel gehört wohl zum selben Werk wie Cod.tibet. 513.


Entstehung

Im 18. Jh oder Anfang des 20. Jhs. von einem tibetischen oder chinesischen Künstler gefertigt.


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Maße

Oberdeckel:

283 mm x 772 mm x 26 mm


Mittelfeld:

153 mm x 605 mm


Material und Technik

Holz. Die Außenseite geschnitzt und vergoldet, die Innenseite bemalt.


Zu den Ergebnissen der materialwissenschaftlichen und kunsttechnologischen Untersuchungen durch das Institut für Bestandserhaltung und Restaurierung (IBR).


Beschreibung des Äußeren

Außenseite (Zierseite):

Mittelfeld:

Durch drei Säulen ist das Mittelfeld in vier Nischen geteilt, in der je eine figürliche Darstellung eingearbeitet ist. Die inneren Figuren sitzen, die beiden äußeren sind in Bewegung dargestellt.


Mittelfeldsteg: Am unteren Rand des Mittelfelds verläuft ein Band mit herzförmigen Blättern; den Abschluss nach außen bildet ein einfacher Steg.


Rahmen: Außen verläuft ein Lotusblätterfries, der nochmal von einem Steg umgeben ist.


Innenseite (Zierseite): Die Malerei der Innenseite steht im Verhältnis zur Außenseite auf dem Kopf; so dass sie beim Umklappen des Deckels in korrekter Ausrichtung zu sehen ist.


Mittelfeld:

In der Mitte ist eine große sitzende Figur abgebildet, rechts davon eine liegende. Unter ihnen sind weitere, deutlich kleinere Figuren zu sehen. Am linken Rand ist ein Gebäuge dargestellt, rechts ein Baum. Hinter den Personen sind weitere Architekturelemente zu sehen.


Rahmen:

Ein einfarbiger Rand umgibt die Malerei.


Schmalseite 1: Auf der linken Stirnseite ist ein Fisch zwischen Blättern einfach eingeschnitzt.


Profil: Das Profil des Deckels verläuft seitlich flach abgeschrägt und ist in der Mitte eben. An der rechten Seite fällt er ebenfalls flach ab.


Zustandsberichte

Der Deckel war auf der Außenseite ursprünglich vergoldet; Spuren der Vergoldung sind erhalten.


Ikonographie

Außenseite (Zierseite):

Mittelfeld:

Im Mittelfeld sind in der Mitte zwei Buddhas sitzend dargestellt, außen je eine wilde Gottheit. Die Buddhas sind links Amitābha, die Bettelschale haltend, rechts Amoghasiddhi mit Bettelschale in der linken Hand. Beide sitzen auf je einem Lotus, dessen Blätter fast wie Wolken aussehen. Ihre Mandorla und Nimbus sind als zweimal, bzw. einmal unterteiltes Band herausgeschnitzt; ähnlich ist es bei den Bodhisattvas außen.

Links handelt es sich um Ācārya-Vajrapāṇi (rechts ein Vajra, links eine Schlinge haltend); rechts vielleicht um eine wilde Form Mañjuśrī‘s (in der Rechten ein Schwert, in der Linken eine Schlinge). Beide stehen in mit gestrecktem linken Bein (skt. Pratyālī ḍ ha-Haltung)) und sind mit Flammenhaar und einem um die Hüften geschlungenen Tigerfell dargestellt.

Die vier Figuren sind von Nischen umrahmt, die von Säulen getragen werden. Diese ruhen wieder auf Lotusblüten. Der obere Teil der Nischen löst sich in durchbrochenes Rankenwerk auf.


Innenseite (Zierseite):

Mittelfeld:

In der Mitte sitzt Buddha auf der weißen Oberseite eines rosafarbenen Kissens. Er trägt eine orangefarbene, blau gefütterte Mönchsrobe, welche die rechte Schulter frei lässt. Seine Mandorla ist blau, der Nimbus grün. An dem blauen Haarknoten befindet sich ein goldener Knopf.

Śākyamuni ist mit Erdberührungsgeste dargestellt, wohl im Augenblick der Attacke durch Māras Heer.

Links sticht ein löwenköpfiger Dämon, rechts ein vogelköpfiger mit einer Lanze auf ihn ein. Rechts unten sind zwei weitere Figuren dargestellt. Fast in die Szene hineingemalt liegt rechts ein Buddha mit grünem Nimbus auf einer Liege mit Polster. Vor ihm kauern zwei Mönche, deren einer in seine Kutte gehüllt ist. Rechts daneben steht ein Baum, etwas darüber ein Reliquienschrein, unter dem ein Juwelenhaufen dargestellt ist. Links neben der Mittelfigur ist ein weiterer Reliquienschrein abgebildet, daneben links ein umzäuntes Gebäude mit zwei Stockwerken. Ganz unten ist ein Baum zu sehen. Im Erdgeschoß des Gebäudes sitzt eine meditierende Figur mit Kopftuch und grünem Nimbus; neben ihr ist ein Ständer mit einem Juwelenhaufen abgebildet. Auch im ersten Stock sind Juwelen zu sehen. Die Dächer des Gebäudes sind (von unten) orangefarbig, blau und grün gefasst. Den oberen Abschluss bildet ein turmförmiger Dachaufsatz.


Schmalseite 1:

Der Fisch verweist wohl auf das Paar Fische, eines der acht glückverheißenden Symbole.


Provenienz

1989 bei der Galerie Hardt (Radevormwald) für die BSB erworben.


Literaturhinweise

Grönbold, Tibetische Buchdeckel (1991), 146f.