Clm 4456 Einband Spolie Elfenbeinschnitzerei VD: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 8. August 2018, 10:09 Uhr
Übersicht | |
Signatur | Clm 4456#Einband |
Maße | 205-209 mm x 142-146 mm |
Datierung | Um 980/990 |
Ort | Lothringen (Metz?) |
Objekttyp | Elfenbeinschnitzerei |
Katalogisierungsebene | Component |
Klassifizierung | Kategorie:Schnitzkunst |
Kategorie | Westliche Prachteinbände |
Kurzaufnahme zum Einband im BSB-Katalog mit weiterführenden Informationen |
Kurzaufnahme der Handschrift mit weiterführenden Informationen |
Link zur Forschungsdokumentation der BSB |
Handschriftendigitalisat |
Einbanddigitalisat |
Beschreibung: Bayerische Staatsbibliothek, Karl-Georg Pfändtner, 2016
Elfenbeinrelief, als Spolie verwendet zur Dekoration des Vorderdeckels von Clm 4456#Einband.
Informationen zum Trägerband
Überliefert mit: Handschrift München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 4456: Sakramentar, Deutschland, Regensburg, zwischen 1007–1012 im Auftrag Heinrichs II. geschrieben.
Entstehung
Um 980/990 in Lothringen (Metz?) entstanden (unbekannter Elfenbeinschnitzer).
Maße
205-209 mm x 142-146 mm
Höhe der goldenen Fassung des Elfenbeins: 7 mm
Relieftiefe des Elfenbeins: bis zu 12 mm
Mittelfeldbegrenzung: bis zu 18 mm.
Material und Technik
Beschreibung des Äußeren
Mittelfeld:
Das hochrechteckige Mittelfeld gliedert sich in zwei horizontal übereinander angeordnete Bildfelder, die den Bildraum grob im Verhältnis 2:1 teilen.
Mittelfeldbegrenzung:
Umrahmung aus Akanthuslaub, gefasst von je einem glatten Stab an Außen- und Innenseite.
Ausrichtung im Raum und Arrangement
Mittig in den Vorderdeckel eingelassen.
Inschriften/herstellungsbezogene Marken und Zeichen
Am oberen Ende des Kreuzes tabula ansata mit der Inschrift in Capitalis, in zwei Zeilen aufgeteilt: IHS NAZAREN(VS): / REX IVDEORV(M) (Joh. 19,19) – Jesus von Nazareth, König der Juden.
Zustandsberichte
Vermutlich war das Elfenbeinrelief einmal farbig gefasst. Farbreste finden sich etwa am Bart des Sol (braun?), an den Pupillen Jesu (rechtes Auge) und des Engels am Grabe (beide schwarz) sowie am Hals desselben Engels (gold?).
Ikonographie
Kreuzigung Jesu. Jesus, nur mit Lendenschurz bekleidet, bärtig, die beiden Füße auf einem Suppedaneum. Um das auf einem Dreiberg stehende Kreuz schlängelt sich die Schlange, deren obere Teile mit dem Kopf abgebrochen sind. Rechts und links Longinus und Stephaton; Longinus öffnet mit der Lanze die Seite Jesu, Stephaton als Rückenfigur mit phrygischer Mütze reicht ihm Essigschwamm. Außen links Maria, rechts Johannes? (bärtig!). Rechts und links über den Kreuzbalken finden sich medaillonförmig die Häupter von Sol (männlich, bärtig, mit Strahlenkranz) und Luna (weiblich, mit Mondsichel), darüber in Wolken in zwei Gruppen je drei Engelsköpfe. Rechts und links zu Füßen des Kreuzes entsteigen je zwei Auferstehende ihren rechteckigen Gräbern (nach Mt. 27,52). Im Bildfeld unterhalb des Kreuzes sitzt ein Engel mit Buch auf einem offenen Grab, der mit der rechten Hand auf das Gebäude des hl. Grabes weist, an dem zwei Wächter schlafen. Von rechts nahen die drei Marien.
Stil und Einordnung
Die Elfenbeinplatte wird nach Lothringen gegeben (Metz?) und gehört eng mit den beiden Elfenbeintafeln von Clm 4451#Einband zusammen, ebenso mit einer Platte der Himmelfahrt Christi in Wien (Kunsthistorisches Museum, Inv.-Nr. 7284) und einer Verkündigung in Berlin (Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Skulpturensammlung, Inv.-Nr. 567). Lokalisierung und Datierung dieser Werke sind nicht zweifelsfrei anerkannt. Die neuere Forschung tendiert aufgrund stilistischer und ikonographischer Details zu einer Lokalisierung der Tafeln in Westdeutschland/Lothringen, im Umfeld von Metz und Trier, und datiert sie ins späte 10. Jahrhundert.
Provenienz
Originale Zugehörigkeit zu Clm 4456#Einband ist nicht zweifelsfrei, aber sehr wahrscheinlich (vgl. zur Diskussion Pippal, Der Einband, 2010, S. 31f.). Pippal spricht sich dort für die Zugehörigkeit zum Einband aus. In der Literatur wird aber auch die These vertreten, dass ein Elfenbeinrelief mit der Maiestas Christi und den Apostelfürsten, heute München, Bayerisches Nationalmuseum (Inv.-Nr. MA 161) ursprünglich dort angebracht war (Pippal, Der Einband, 2010, S. 32).
Literaturhinweise
Pippal, Der Einband, 2010, S. 29-38.