Clm 23640 Einband Hauptaufnahme: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Prachteinbände
Wechseln zu: Navigation, Suche
K (1 Version importiert)
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 51: Zeile 51:
<!--</lido:titleWrap>-->
<!--</lido:titleWrap>-->


<!--<'''TITEL''' >-->
<!--<'''Silbereinband zum Gebetbuch Maximilians I. von Bayern - BSB Clm 23640#Einband''' >-->
<!--<lido:objectDescriptionSet lido:type="General">-->
<!--<lido:objectDescriptionSet lido:type="General">-->
<!--<lido:descriptiveNoteValue>-->
<!--<lido:descriptiveNoteValue>-->
Dieser [[Klassifizierung::Silbereinband]], der auf das Jahr 1574 datiert ist, wurde von [[Person::Lencker, Hans|Hans Lencker]] Lencker (1523–1585) geschaffen, einem der beiden bedeutendsten Goldschmiede der Stadt [[Ort::Nürnberg]]. Die Besonderheit des Einbandes besteht darin, dass die beiden massiven [[Material::Silber|Silberplatten]] des Vorder- und Rückdeckels in Tiefschnittemail gearbeitet ist. Hans Lencker gehörte zu den ersten Nürnberger Goldschmieden, die diese Technik, die kurz vor 1300 in Italien entstanden war, anwandte.  
Dieser [[Klassifizierung::Silbereinband]], der auf das Jahr 1574 datiert ist, wurde von [[Person::Lencker, Hans|Hans Lencker]] Lencker (1523–1585) geschaffen, einem der beiden bedeutendsten Goldschmiede der Stadt [[Ort::Nürnberg]]. Die Besonderheit des Einbandes besteht darin, dass die beiden massiven [[Material::Silber|Silberplatten]] des Vorder- und Rückdeckels in Tiefschnittemail gearbeitet ist. Hans Lencker gehörte zu den ersten Nürnberger Goldschmieden, die diese Technik, die kurz vor 1300 in Italien entstanden war, anwandte.
<!--</lido:descriptiveNoteValue>-->
<!--</lido:descriptiveNoteValue>-->
<!--<lido:sourceDescriptiveNote>Autor</lido:sourceDescriptiveNote>-->
<!--<lido:sourceDescriptiveNote>Autor</lido:sourceDescriptiveNote>-->
Zeile 67: Zeile 66:


Überliefert mit: Handschrift [https://opacplus.bsb-muenchen.de/search?oclcno=1026351297&View=default&db=100 München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 23640] {{ExternalLinkIcon}}: Gebetbuch, Deutschland, Anfang und 1. Viertel 17. Jahrhundert  
Überliefert mit: Handschrift [https://opacplus.bsb-muenchen.de/search?oclcno=1026351297&View=default&db=100 München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 23640] {{ExternalLinkIcon}}: Gebetbuch, Deutschland, Anfang und 1. Viertel 17. Jahrhundert  




Zeile 187: Zeile 184:
   
   
[[Person::Lencker, Hans|Hans Lencker]], [[Goldschmied]], 1574 (signiert und datiert). Mitteleuropa: [[Ort::Franken]], [[Ort::Nürnberg]].  
[[Person::Lencker, Hans|Hans Lencker]], [[Goldschmied]], 1574 (signiert und datiert). Mitteleuropa: [[Ort::Franken]], [[Ort::Nürnberg]].  


<!--</lido:descriptiveNoteValue>-->
<!--</lido:descriptiveNoteValue>-->
Zeile 261: Zeile 255:


Emails
Emails


'''Rückdeckel''':  
'''Rückdeckel''':  


Wie Vorderdeckel
Wie Vorderdeckel


'''Rücken''':
'''Rücken''':


10 Scharnierteile
10 Scharnierteile


'''Schließen''':  
'''Schließen''':  


2 vergoldete Hakenschließen  
2 vergoldete Hakenschließen  


'''Rücken''':
'''Rücken''':
Zeile 291: Zeile 289:


143 mm x 95 mm x 287 mm
143 mm x 95 mm x 287 mm


'''Vorderdeckel''':  
'''Vorderdeckel''':  


150 mm x 94 mm 2 mm   
150 mm x 94 mm 2 mm   


'''Rückdeckel''':
'''Rückdeckel''':


150 mm x 96 mm 2 mm  
150 mm x 96 mm 2 mm  


'''Rücken''':  
'''Rücken''':  


149 mm x 31 mm
149 mm x 31 mm


<!--</lido:displayObjectMeasurements>-->
<!--</lido:displayObjectMeasurements>-->
Zeile 313: Zeile 311:
<!--<lido:eventMaterialsTech>-->
<!--<lido:eventMaterialsTech>-->
<!--<lido:displayMaterialsTech>-->
<!--<lido:displayMaterialsTech>-->
== Material und Technik ==
== Material und Technik ==


Zeile 320: Zeile 317:


[[Material::Silber|Silbereinband]] mit [[Material::Email|Tiefschnittemail]].
[[Material::Silber|Silbereinband]] mit [[Material::Email|Tiefschnittemail]].


'''Rückdeckel''':  
'''Rückdeckel''':  


Silbereinband mit Tiefschnittemail
Silbereinband mit Tiefschnittemail


'''Rücken''':  
'''Rücken''':  


[[Technik::Vergoldung|Vergoldetes]] Silberblech in [[Technik::Treibarbeit|Treibtechnik]] ausgearbeitet.
[[Technik::Vergoldung|Vergoldetes]] Silberblech in [[Technik::Treibarbeit|Treibtechnik]] ausgearbeitet.


   
   
Zeile 361: Zeile 359:
<!--</lido:eventMaterialsTech>-->
<!--</lido:eventMaterialsTech>-->
<!--<lido:objectDescriptionSet lido:type="physicalAppearance">-->
<!--<lido:objectDescriptionSet lido:type="physicalAppearance">-->
<!--<lido:descriptiveNoteValue lido:label="publish">-->
<!--<lido:descriptiveNoteValue lido:label="publish">-->
==Beschreibung des Äußeren==
==Beschreibung des Äußeren==
Zeile 369: Zeile 366:


Der Deckel ist überzogen mit bunten Emaileinlagen in figürlicher wie ornamentaler Form.
Der Deckel ist überzogen mit bunten Emaileinlagen in figürlicher wie ornamentaler Form.


''Innenseiten'':  
''Innenseiten'':  


Wie die Außenseiten der Deckel sind die Innenseiten mit bunten Emaileinlagen, die sich über die gesamte Fläche erstrecken, geschmückt. Am unteren Rand natürliche Szene mit Baumstumpf und Wasser, wo sich verschiedene Tiere tummeln. Aus dem Baumstumpf geht eine vegetabile Ornamentik in Form von [[Ranke|Blattranken]] mit Blüten und Früchten hervor, die von Vögeln und Insekten bevölkert werden. In den Ecken des Rückdeckels ist jeweils ein vergoldeter [[Buckel|Silberbuckel]] angebracht.
Wie die Außenseiten der Deckel sind die Innenseiten mit bunten Emaileinlagen, die sich über die gesamte Fläche erstrecken, geschmückt. Am unteren Rand natürliche Szene mit Baumstumpf und Wasser, wo sich verschiedene Tiere tummeln. Aus dem Baumstumpf geht eine vegetabile Ornamentik in Form von [[Ranke|Blattranken]] mit Blüten und Früchten hervor, die von Vögeln und Insekten bevölkert werden. In den Ecken des Rückdeckels ist jeweils ein vergoldeter [[Buckel|Silberbuckel]] angebracht.


'''Rücken''':
'''Rücken''':


Zwei [[Rechteck|hochrechteckige]] [[(Bild)Feld|Felder]], die von Streifen aus geometrischen Formen gerahmt werden. In den beiden Feldern jeweils eine [[Kartusche]], in deren Zentrum eine Figur steht.
Zwei [[Rechteck|hochrechteckige]] [[(Bild)Feld|Felder]], die von Streifen aus geometrischen Formen gerahmt werden. In den beiden Feldern jeweils eine [[Kartusche]], in deren Zentrum eine Figur steht.


'''Schließen''':  
'''Schließen''':  


2 [[Hakenverschluss|Hakenverschlüsse]] mit Rinnenlager an der Vorderkante des Vorderdeckels als [[Ganzmetallschließe]] (Adler, Handbuch Buchverschluss, 2010, BV.3.1.2).
2 [[Hakenverschluss|Hakenverschlüsse]] mit Rinnenlager an der Vorderkante des Vorderdeckels als [[Ganzmetallschließe]] (Adler, ''Handbuch Buchverschluss'', 2010, BV.3.1.2).


<!--</lido:descriptiveNoteValue>-->
<!--</lido:descriptiveNoteValue>-->
<!--<lido:sourceDescriptiveNote></lido:sourceDescriptiveNote>-->
<!--<lido:sourceDescriptiveNote></lido:sourceDescriptiveNote>-->
Zeile 414: Zeile 412:


== Überarbeitungsstadien ==  
== Überarbeitungsstadien ==  


'''Vorderdeckel''':
'''Vorderdeckel''':
Zeile 420: Zeile 417:
Die obere Schließe nach 1917 ergänzt  
Die obere Schließe nach 1917 ergänzt  


 
<!--</lido:displayState>-->
<!--</lido:displayState>-->
<!--</lido:displayStateEditionWrap>-->
<!--</lido:displayStateEditionWrap>-->
Zeile 433: Zeile 428:
   
   
An mehreren Stellen ist das Email abgeplatzt: bei der Figur links oben die Schulter- und Beinpartie sowie am Buch; bei der Figur rechts oben am Oberkörper und Schoß; bei der Figur links unten ist außer der Kopfbedeckung und dem Gewand am Hals alles verloren gegangen, bei der Figur rechts unten ist nur nun das Email an den oberen Armpartien und an der Schreibtafel erhalten. Im Bildfeld im Zentrum ist die Krone des linken Baums beschädigt sowie der Oberkörper der rechten Figur. Auf der Innenseite des Vorderdeckels ist das Email links unten auf dem Wasser und am Baumstamm abgesprungen.
An mehreren Stellen ist das Email abgeplatzt: bei der Figur links oben die Schulter- und Beinpartie sowie am Buch; bei der Figur rechts oben am Oberkörper und Schoß; bei der Figur links unten ist außer der Kopfbedeckung und dem Gewand am Hals alles verloren gegangen, bei der Figur rechts unten ist nur nun das Email an den oberen Armpartien und an der Schreibtafel erhalten. Im Bildfeld im Zentrum ist die Krone des linken Baums beschädigt sowie der Oberkörper der rechten Figur. Auf der Innenseite des Vorderdeckels ist das Email links unten auf dem Wasser und am Baumstamm abgesprungen.


'''Rückdeckel''':
'''Rückdeckel''':


Auch hier ist das Email an mehreren Stellen nicht erhalten: bei der Figur links oben am Oberkörper und Schoß, bei der Figur rechts oben an der Brustpartie und dem unteren Teil des Gewandes. Bei der Figur links unten ist der untere Teil des Gewandes fast komplett verloren, bei der Figur recht unten fast die gesamte Emailfassung. Auch die Darstellung im Zentrum ist stark beschädigt. Auf der Innenseite ist das Email am Baumstamm abgesprungen.
Auch hier ist das Email an mehreren Stellen nicht erhalten: bei der Figur links oben am Oberkörper und Schoß, bei der Figur rechts oben an der Brustpartie und dem unteren Teil des Gewandes. Bei der Figur links unten ist der untere Teil des Gewandes fast komplett verloren, bei der Figur recht unten fast die gesamte Emailfassung. Auch die Darstellung im Zentrum ist stark beschädigt. Auf der Innenseite ist das Email am Baumstamm abgesprungen.


'''Schließen''':  
'''Schließen''':  


Obere Schließe gelötet.
Obere Schließe gelötet.


<!--</lido:descriptiveNoteValue>-->
<!--</lido:descriptiveNoteValue>-->
<!--<lido:sourceDescriptiveNote></lido:sourceDescriptiveNote>-->
<!--<lido:sourceDescriptiveNote></lido:sourceDescriptiveNote>-->
<!--</lido:objectDescriptionSet>-->
<!--</lido:objectDescriptionSet>-->
<!--<lido:subjectWrap>-->
<!--<lido:subjectWrap>-->
Zeile 458: Zeile 451:
'''Vorderdeckel''':
'''Vorderdeckel''':


Im zentral platzierten Medaillon die [[Ikonographie::Erschaffung Evas]] im Paradies, das als Waldlandschaft vor einem Gebirge mit zahlreichen verschiedenen Tieren gestaltet ist. Unter den ansonsten heimischen Tieren stechen insbesondere ein Elefant und ein Einhorn hervor. Zuweilen wirkt die Gestaltung der Tiere, wie bei den Hasen und der Schnecke, fast drolerienartig. Über der Landschaftsdarstellung Sonne und Mond im Firmament. Zuseiten  des Medaillons die vier Evangelisten mit ihren [[Ikonographie::Evangelistensymbole|Symbolen]]: Links oben [[Ikonographie::Matthäus]] mit der [[Ikonographie::Engel (Evangelistensymbol)|Menschenfigur]], rechts oben [[Ikonographie::Markus]] mit dem [[Ikonographie::Löwe (Evangelistensymbol|Löwen]], links unten [[Ikonographie::Lukas]] mit dem [[Ikonographie::Stier (Evangelistensymbol)|Stier]], rechts unten [[Ikonographie::Johannes der Evangelist|Johannes]] mit dem [[Ikonographie::Adler (Evangelistensymbol)|Adler]].
Im zentral platzierten Medaillon die [[Ikonographie::Erschaffung Evas]] im Paradies, das als Waldlandschaft vor einem Gebirge mit zahlreichen verschiedenen Tieren gestaltet ist. Unter den ansonsten heimischen Tieren stechen insbesondere ein Elefant und ein Einhorn hervor. Zuweilen wirkt die Gestaltung der Tiere, wie bei den Hasen und der Schnecke, fast drolerienartig. Über der Landschaftsdarstellung Sonne und Mond im Firmament. Zuseiten  des Medaillons die vier Evangelisten mit ihren [[Ikonographie::Evangelistensymbole|Symbolen]]: Links oben [[Ikonographie::Matthäus]] mit der [[Ikonographie::Engel (Evangelistensymbol)|Menschenfigur]], rechts oben [[Ikonographie::Markus]] mit dem [[Ikonographie::Löwe (Evangelistensymbol)|Löwen]], links unten [[Ikonographie::Lukas]] mit dem [[Ikonographie::Stier (Evangelistensymbol)|Stier]], rechts unten [[Ikonographie::Johannes der Evangelist|Johannes]] mit dem [[Ikonographie::Adler (Evangelistensymbol)|Adler]].
 


'''Rückdeckel''':
'''Rückdeckel''':


Im zentral platzierten Medaillon [[Ikonographie::das Jüngste Gericht]], zuseiten des Medaillons vier Tugenden: links oben [[Ikonographie::Fides]], rechts oben [[Ikonographie::Caritas]], links unten [[Ikonographie::Spes]], rechts unten [[Ikonographie::Patientia]].
Im zentral platzierten Medaillon [[Ikonographie::Das jüngste Gericht|das Jüngste Gericht]], zuseiten des Medaillons vier Tugenden: links oben [[Ikonographie::Fides]], rechts oben [[Ikonographie::Caritas]], links unten [[Ikonographie::Spes]], rechts unten [[Ikonographie::Patientia]].
 


'''Rücken''':
'''Rücken''':


In Rollwerkkartuschen die personifizierten Tugenden [[Ikonographie::Temperantia]] und [[Ikonographie::Fortitudo]].
In Rollwerkkartuschen die personifizierten Tugenden [[Ikonographie::Temperantia]] und [[Ikonographie::Fortitudo]].


<!--</lido:displaySubject>-->
<!--</lido:displaySubject>-->
Zeile 485: Zeile 477:
== Stil und Einordnung ==
== Stil und Einordnung ==


„Hans Lencker (Nürnberg, 1523-1585) war neben Wenzel Jamnitzer der bedeutendste Goldschmied der Stadt Nürnberg, die im 16. Jahrhundert im Bereich der deutschen Goldschmiedekunst die Hauptrolle spielte. […]  In seinen Werken hat sich Lencker als einer der ersten Nürnberger Goldschmiede des Tiefschnittemails bedient, einer Technik, die in Oberitalien kurz vor 1300 entstanden war […]. Neben diesem Einband und der Schreibkassette der Schatzkammer der Münchner Residenz (Inv.-Nr. Res. Mü. Schk. 579-583) befinden sich auch noch in Rom (Santa Cecilia in Trastevere) zwei Buchdeckel von Lencker, die jetzt als Türchen eines Tabernakels verwendet werden. Sie sind um 1580–1585 zu datieren, mit Tiefschnittemail versehen und stellen eine Art Gegenstück zum Münchner Silbereinband dar.“ (Prachteinbände 870–1685, 2001, Nr. 18 (B. Hernad)).
„Hans Lencker (Nürnberg, 1523-1585) war neben Wenzel Jamnitzer der bedeutendste Goldschmied der Stadt Nürnberg, die im 16. Jahrhundert im Bereich der deutschen Goldschmiedekunst die Hauptrolle spielte. […]  In seinen Werken hat sich Lencker als einer der ersten Nürnberger Goldschmiede des Tiefschnittemails bedient, einer Technik, die in Oberitalien kurz vor 1300 entstanden war […]. Neben diesem Einband und der Schreibkassette der Schatzkammer der Münchner Residenz (Inv.-Nr. Res. Mü. Schk. 579-583) befinden sich auch noch in Rom (Santa Cecilia in Trastevere) zwei Buchdeckel von Lencker, die jetzt als Türchen eines Tabernakels verwendet werden. Sie sind um 1580–1585 zu datieren, mit Tiefschnittemail versehen und stellen eine Art Gegenstück zum Münchner Silbereinband dar.“ (''Prachteinbände 870–1685'', 2001, Nr. 18 (B. Hernad)).
 
 


<!--</lido:descriptiveNoteValue>-->
<!--</lido:descriptiveNoteValue>-->
Zeile 509: Zeile 499:
<!--</lido:event>-->
<!--</lido:event>-->
<!--</lido:eventSet>-->
<!--</lido:eventSet>-->
<!--<lido:relatedWorkSet>-->
<!--<lido:relatedWorkSet>-->
<!--<lido:relatedWork>-->  
<!--<lido:relatedWork>-->  
Zeile 521: Zeile 509:
<!--<lido:object>-->
<!--<lido:object>-->
<!--<lido:objectNote lido:type="shortCitation">-->
<!--<lido:objectNote lido:type="shortCitation">-->
[[Literaturliste_Westliche_Prachteinbände|Adler, ''Handbuch Buchverschluss'', 2010]], BV.3.1.2.
   
 
[[Literaturliste_Westliche_Prachteinbände|''Außen-Ansichten'', 2006]],  Nr. 46 (B. Hernad).  


Geldner, Bucheinbände, 1957, S. 32
[[Literaturliste_Westliche_Prachteinbände|Bachtler, ''Nürnberger Goldschmiedefamilie Lencker'', 1978]], S. 80f.


Bayerns Kirche im Mittelalter, 1960, Nr. 293
[[Literaturliste_Westliche_Prachteinbände|''Bayerns Kirche im Mittelalter'', 1960]], Nr. 293.


Bachtler, Nürnberger Goldschmiedefamilie Lencker, 1978, S. 80f.
[[Literaturliste_Westliche_Prachteinbände|Geldner, ''Bucheinbände'']], 1957, S. 32.


Thesaurus librorum, 1983, Nr. 69 (E. Klemm)
[[Literaturliste_Westliche_Prachteinbände|Kaltwasser, ''Bibliothek als Museum'', 1999]], S. 36, 40, 42.


Seelig, Der silberne Prunkeinband, 1986
[[Literaturliste_Westliche_Prachteinbände|''Prachteinbände 870–1685'', 2001]], Nr. 18 (B. Hernad).


Seelig, Einband des Medici Gebetbuchs, 1991, S. 135ff.
[[Literaturliste_Westliche_Prachteinbände|Seelig, ''Der silberne Prunkeinband'', 1986]].


Kaltwasser, Bibliothek als Museum, 1999, S. 36, 40, 42
[[Literaturliste_Westliche_Prachteinbände|Seelig, ''Einband des Medici Gebetbuchs'', 1991]], S. 135ff.


Prachteinbände 870–1685, 2001, Nr. 18 (B. Hernad)
[[Literaturliste_Westliche_Prachteinbände|''Thesaurus librorum'', 1983]], Nr. 69 (E. Klemm).


Außen-Ansichten, 2006,  Nr. 46 (B. Hernad).





Version vom 17. Juli 2018, 16:32 Uhr

Übersicht
Signatur Clm 23640#Einband
Maße 143 mm x 95 mm x 287 mm
Datierung 1574
Ort Franken, Nürnberg
Objekttyp Silbereinband
Katalogisierungsebene Gesamtaufnahme (item)
Klassifizierung Kategorie:Goldschmiedekunst
Kategorie Westliche Prachteinbände

Beschreibung: Bayerische Staatsbibliothek, Caroline Smout 2018, Kurzerfassung


Dieser Silbereinband, der auf das Jahr 1574 datiert ist, wurde von Hans Lencker Lencker (1523–1585) geschaffen, einem der beiden bedeutendsten Goldschmiede der Stadt Nürnberg. Die Besonderheit des Einbandes besteht darin, dass die beiden massiven Silberplatten des Vorder- und Rückdeckels in Tiefschnittemail gearbeitet ist. Hans Lencker gehörte zu den ersten Nürnberger Goldschmieden, die diese Technik, die kurz vor 1300 in Italien entstanden war, anwandte.

Informationen zum Trägerband

Überliefert mit: Handschrift München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 23640 : Gebetbuch, Deutschland, Anfang und 1. Viertel 17. Jahrhundert


Entstehung

Hans Lencker, Goldschmied, 1574 (signiert und datiert). Mitteleuropa: Franken, Nürnberg.


Komponenten

Vorderdeckel:

1 Silberplatte

4 vergoldete Silberbuckel

Emails


Rückdeckel:

Wie Vorderdeckel


Rücken:

10 Scharnierteile


Schließen:

2 vergoldete Hakenschließen


Rücken:

Vergoldetes Silber


Maße

Gesamt:

143 mm x 95 mm x 287 mm


Vorderdeckel:

150 mm x 94 mm 2 mm


Rückdeckel:

150 mm x 96 mm 2 mm


Rücken:

149 mm x 31 mm


Material und Technik

Vorderdeckel:

Silbereinband mit Tiefschnittemail.


Rückdeckel:

Silbereinband mit Tiefschnittemail


Rücken:

Vergoldetes Silberblech in Treibtechnik ausgearbeitet.


Beschreibung des Äußeren

Vorder- und Rückdeckel:

Der Deckel ist überzogen mit bunten Emaileinlagen in figürlicher wie ornamentaler Form.


Innenseiten:

Wie die Außenseiten der Deckel sind die Innenseiten mit bunten Emaileinlagen, die sich über die gesamte Fläche erstrecken, geschmückt. Am unteren Rand natürliche Szene mit Baumstumpf und Wasser, wo sich verschiedene Tiere tummeln. Aus dem Baumstumpf geht eine vegetabile Ornamentik in Form von Blattranken mit Blüten und Früchten hervor, die von Vögeln und Insekten bevölkert werden. In den Ecken des Rückdeckels ist jeweils ein vergoldeter Silberbuckel angebracht.


Rücken:

Zwei hochrechteckige Felder, die von Streifen aus geometrischen Formen gerahmt werden. In den beiden Feldern jeweils eine Kartusche, in deren Zentrum eine Figur steht.


Schließen:

2 Hakenverschlüsse mit Rinnenlager an der Vorderkante des Vorderdeckels als Ganzmetallschließe (Adler, Handbuch Buchverschluss, 2010, BV.3.1.2).


Inschriften/herstellungsbezogene Marken und Zeichen

Auf den Außenseiten beider Deckel unter den Buckeln ist eine Inschrift verteilt: HANS LENCKER NVRNBERG 1574.


Überarbeitungsstadien

Vorderdeckel:

Die obere Schließe nach 1917 ergänzt


Zustandsberichte

Vorderdeckel:

An mehreren Stellen ist das Email abgeplatzt: bei der Figur links oben die Schulter- und Beinpartie sowie am Buch; bei der Figur rechts oben am Oberkörper und Schoß; bei der Figur links unten ist außer der Kopfbedeckung und dem Gewand am Hals alles verloren gegangen, bei der Figur rechts unten ist nur nun das Email an den oberen Armpartien und an der Schreibtafel erhalten. Im Bildfeld im Zentrum ist die Krone des linken Baums beschädigt sowie der Oberkörper der rechten Figur. Auf der Innenseite des Vorderdeckels ist das Email links unten auf dem Wasser und am Baumstamm abgesprungen.


Rückdeckel:

Auch hier ist das Email an mehreren Stellen nicht erhalten: bei der Figur links oben am Oberkörper und Schoß, bei der Figur rechts oben an der Brustpartie und dem unteren Teil des Gewandes. Bei der Figur links unten ist der untere Teil des Gewandes fast komplett verloren, bei der Figur recht unten fast die gesamte Emailfassung. Auch die Darstellung im Zentrum ist stark beschädigt. Auf der Innenseite ist das Email am Baumstamm abgesprungen.


Schließen:

Obere Schließe gelötet.


Ikonographie

Vorderdeckel:

Im zentral platzierten Medaillon die Erschaffung Evas im Paradies, das als Waldlandschaft vor einem Gebirge mit zahlreichen verschiedenen Tieren gestaltet ist. Unter den ansonsten heimischen Tieren stechen insbesondere ein Elefant und ein Einhorn hervor. Zuweilen wirkt die Gestaltung der Tiere, wie bei den Hasen und der Schnecke, fast drolerienartig. Über der Landschaftsdarstellung Sonne und Mond im Firmament. Zuseiten des Medaillons die vier Evangelisten mit ihren Symbolen: Links oben Matthäus mit der Menschenfigur, rechts oben Markus mit dem Löwen, links unten Lukas mit dem Stier, rechts unten Johannes mit dem Adler.


Rückdeckel:

Im zentral platzierten Medaillon das Jüngste Gericht, zuseiten des Medaillons vier Tugenden: links oben Fides, rechts oben Caritas, links unten Spes, rechts unten Patientia.


Rücken:

In Rollwerkkartuschen die personifizierten Tugenden Temperantia und Fortitudo.


Stil und Einordnung

„Hans Lencker (Nürnberg, 1523-1585) war neben Wenzel Jamnitzer der bedeutendste Goldschmied der Stadt Nürnberg, die im 16. Jahrhundert im Bereich der deutschen Goldschmiedekunst die Hauptrolle spielte. […] In seinen Werken hat sich Lencker als einer der ersten Nürnberger Goldschmiede des Tiefschnittemails bedient, einer Technik, die in Oberitalien kurz vor 1300 entstanden war […]. Neben diesem Einband und der Schreibkassette der Schatzkammer der Münchner Residenz (Inv.-Nr. Res. Mü. Schk. 579-583) befinden sich auch noch in Rom (Santa Cecilia in Trastevere) zwei Buchdeckel von Lencker, die jetzt als Türchen eines Tabernakels verwendet werden. Sie sind um 1580–1585 zu datieren, mit Tiefschnittemail versehen und stellen eine Art Gegenstück zum Münchner Silbereinband dar.“ (Prachteinbände 870–1685, 2001, Nr. 18 (B. Hernad)).


Provenienz

1598 in einem Inventar der Wittelsbacher Kunstkammer genannt, 1785 in die Münchner Hofbibliothek gelangt.


Literaturhinweise

Adler, Handbuch Buchverschluss, 2010, BV.3.1.2.

Außen-Ansichten, 2006, Nr. 46 (B. Hernad).

Bachtler, Nürnberger Goldschmiedefamilie Lencker, 1978, S. 80f.

Bayerns Kirche im Mittelalter, 1960, Nr. 293.

Geldner, Bucheinbände, 1957, S. 32.

Kaltwasser, Bibliothek als Museum, 1999, S. 36, 40, 42.

Prachteinbände 870–1685, 2001, Nr. 18 (B. Hernad).

Seelig, Der silberne Prunkeinband, 1986.

Seelig, Einband des Medici Gebetbuchs, 1991, S. 135ff.

Thesaurus librorum, 1983, Nr. 69 (E. Klemm).