Cod.tibet. 1008(1 Hauptaufnahme: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 26. Oktober 2018, 12:48 Uhr
Übersicht | |
Signatur | Cod.tibet. 1008(1 |
Maße | 114 mm x 473 mm x 18 mm |
Datierung | 19. Jh. |
Ort | s.l. |
Objekttyp | Buchdeckel, asiatisch |
Katalogisierungsebene | Gesamtaufnahme (item) |
Klassifizierung | Kategorie:Schnitzkunst |
Kategorie | Kategorie:Tibetische_Buchdeckel |
Kurzaufnahme zum Buchdeckel im BSB-Katalog mit weiterführenden Informationen |
Forschungsdokumentation der BSB |
Digitalisat |
Materialanalyse |
Beschreibung: Samyo Rode. Bayerische Staatsbibliothek, 2016.
Das schlicht geschnitzte Deckelpaar (vgl. Cod.tibet. 1008(2) besticht durch seine außergewöhnliche Darstellung der bekannten Übertragungslinie der tibetischen Kagyü-Schule, die ihren Ursprung in Indien hat.
Zugehöriger Oberdeckel/Unterdeckel
Zugehöriger Unterdeckel: Cod.tibet. 1008(2.
Entstehung
unbekannter Künstler, ca. 19. Jh.
Maße
Oberdeckel:
114 mm x 473 mm x 18 mm
Schmalseite:
18 mm x 114 mm
Material und Technik
Holz geschnitzt, Innenseite bemalt.
Beschreibung des Äußeren
Innenseite (Zierseite):
Die Innenseite des Deckels ist bemalt und zeigt drei Figuren in zentralsymmetrischer Anordnung. Unter den Gestalten sind Inschriften erkennbar, wobei nur die links und rechts außen lesbar sind. Alle Abbildungen sind mehrfarbig mit feinen Pinselstrichen gemalt; der Hintergrund ist grün gefasst. Zu den Schmalseiten und der unteren Längsseite hin, ist die Farbe teilweise stark abgerieben. In der Ecke oben rechts befinden sich die Überreste eines Siegels.
Ausrichtung im Raum und Arrangement
Die physische Beschaffenheit des Buchdeckels lässt keinen Schluss zu, ob ein Ober- oder ein Unterdeckel vorliegt. Aufgrund der abgebildeten Persönlichkeiten auf den Innenseiten des zusammengehörigen Deckelpaares, kann aber eine Lehrer-Schüler-Abfolge bestimmt werden, die auf dem vorliegenden Deckel beginnt; es handelt sich demnach um den Oberdeckel.
Inschriften/herstellungsbezogene Marken und Zeichen
Inschriften in tibetischer dBu can-Schrift; unter Abbildung links: [Grub tho]b chen po ti lo pa la na mo, "Verehrung dem Mahāsiddha Tilopa"; unter Abbildung rechts: Pan chen na ro pa la na mo, "Verehrung dem großen Gelehrten Nāropa"
Zustandsberichte
Farbe und Vergoldung sind teilweise abgerieben. Die Oberfläche des Deckels ist vor allem an der Außenseite, sowie an den Schmal- und Längsseiten mit einer dicken Rußschicht überzogen, sodass die Holzstruktur fast nicht zu erkennen ist.
Ikonographie
Innenseite (Zierseite):
Mittelfeld:
Als Zentralfigur ist mittig der dunkelblaue Urbuddha Vajradhara in Vajrasitzhaltung auf einem Podest und Lotusthron vor doppelter roter, von Gold umrahmter Mandorla dargestellt; er trägt Göttergewand von grüner, blauer und roter Farbe sowie Krone und Körperschmuck (Ohrringe, Halsgeschmeide, Halskette, Ober- und Unterarmreifen, Fußreifen). Seine Hände sind vor der Brust gekreuzt und halten Vajra und Glocke. Er hat einen roten Nimbus, der grün und dunkelblau umrandet ist; seine Aureole ist von dunkelroter Farbe und hat einen breiten dunkelblauen Rand. Vom Körper Vajradharas gehen feine, goldene Lichtstrahlen aus, die in kleinen, goldenen Punkten und Kreisen enden.
Links sitzt - etwas kleiner dargestellt - der indische Meister Tilopa (988-1069) mit halbgekreuzten Beinen (vgl. hierzu Dagyab, Die Sādhanas der Sammlung Ba-ri Brgya-rtsa (1983), Teil AII, 198f. u. 208ff.) auf einem Podest mit Lotusthron und Tigerfell. Seine linke Hand hält vor seinem Unterleib eine Schädelschale, seine rechte Hand ist erhoben und zeigt die Geste der Drohung (?). Er ist nur mit einem roten Lendenschurz bekleidet und trägt Knochenschmuck als Ohrringe, Halsgeschmeide, Halskette, Ober- und Unterarmreifen sowie Fußreifen. Sein schwarzes Haar ist teilweise zu einem Knoten nach oben gebunden und geschmückt, ein Teil fällt auf seine Schultern herab.
In seiner Erscheinung als Mahāsiddha sitzt Tilopa vor doppelter Mandorla mit schwarzem Nimbus und grüner Aureole mit schwarzem Rand; von seinem gebräunten Körper gehen ebenfalls goldene Lichtstrahlen aus. Er gilt in Tibet als erster indischer Patriarch der bKaʼ rgyud-Schule.
Rechts von Vajradhara befindet sich der Mahāsiddha Nāropa (1012/1016-1100), der ein direkter Schüler von Tilopa war. Er sitzt mit gekreuzten Beinen auf einem Podest mit Lotusthron und Leopardenfell vor doppelter roter Mandorla, hat einen schwarzen Nimbus und eine grüne Aureole mit schwarzem Rand; von seinem Körper gehen Lichtstrahlen aus. Seine dunkle Hautfarbe sowie das schwarze, zu einem Knoten gebundene Haar lassen seine indische Herkunft erkennen. Er ist wie sein Lehrer mit Köper- und Haarschmuck versehen und trägt einen roten Lendenschurz und einen Meditationsgurt, der locker über seine rechte Schulter gelegt ist. Seine nach außen gestreckten, leicht angewinkelten Arme spannen eine Menschenhaut hinter sich auf, als Symbol dafür, dass Nāropa die vier dämonischen Kräfte (tib. bdud bzhi), die einen Praktizierenden auf dem Pfad behindern, bezwungen hat.
Stil und Einordnung
nepalesisch bzw. tibetisch, bKaʼ rgyud-Schule.
Provenienz
Geschenk.
Literaturhinweise
Dagyab, Die Sādhanas der Sammlung Ba-ri Brgya-rtsa (1983), Teil AII.
Empfohlene Zitierweise
Samyo Rode. Tibetischer Buchdeckel (Oberdeckel) - BSB Cod.tibet. 1008(1. Bayerische Staatsbibliothek, 2016.
URL: https://einbaende.digitale-sammlungen.de/Prachteinbaende/Cod.tibet._1008(1_Hauptaufnahme, aufgerufen am 09.11.2024