Silbereinband zu: Die Himmels-schöne Königliche Braut-Kammer - BSB ESlg/Asc. 5545 c#Einband

Aus Prachteinbände
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Übersicht
Signatur ESlg/Asc. 5545 c#Einband
Maße 152 mm x 70 mm x 28–35 mm
Datierung um 1722–1730
Ort Mitteleuropa: Augsburg
Objekttyp Silbereinband
Katalogisierungsebene Gesamtaufnahme (item)
Klassifizierung Kategorie:Goldschmiedekunst
Kategorie Westliche Prachteinbände

Beschreibung: Lorenz Seelig, 2018


[kurze summarische Beschreibung]


Informationen zum Trägerband

Überliefert mit: Druckschrift München, Bayerische Staatsbibliothek, ESlg/Asc. 5545 c : Christian Zeis, Die Himmels-schöne Königliche Braut-Kammer, Leipzig, 1722.


Entstehung

Umkreis Johann Andreas Thelot, Goldschmied, um 1722–1730. Mitteleuropa: Augsburg.


Komponenten

Vorderdeckel:

1 getriebene Silberplatte

Rückdeckel:

1 getriebene Silberplatte

2 Schließen

Rücken:

1 getriebene Silberplatte

Scharniere [Zahl der Scharniere?]



Maße

Gesamt:

152 mm x 70 mm x 28–35 mm

Vorderdeckel:

152 mm x 70 mm x 3 mm

Rückdeckel:

152 mm x 70 mm x 3 mm

Rücken:

154 mm x 33 mm


Material und Technik

Vorder- und Rückdeckel:

Auf einen Holzdeckel ist die getriebene Platte aus Silberblech aufgebracht. Holz, Silber, getrieben, ziseliert, punziert, graviert.


Schließen:

Silber, gegossen. [prüfen!]

Rücken:

Silber, getrieben, ziseliert, punziert, graviert. [prüfen!]


Beschreibung des Äußeren

Vorder- und Rückdeckel:

Figürliche Szene mit Figuren in Hochrelief, eingefasst von einer schmalen Rahmenleiste, von der oben eine asymmetrisch arrangierte Draperie herabhängt. Darunter und darüber jeweils ein kleineres Bildfeld in einer Kartusche, die von Akanthusranken hinterfangen wird. Oben wird die Kartusche beiderseits jeweils von einer Girlande eingefasst, neben der ein Vogel auf einem Gesimsstück hockt.


Schließen:

linke Schließe: Sitzende Gestalt mit emporgerichtetem Blick und emporgestrecktem rechten Arm. rechte Schließe: [Beschreibung]

Rücken:

Schmales Bildfeld mit stehender weiblicher Figur mit Palmzweig. Darüber und darunter Laub- und Bandelwerk, unten mit einem Maskaron in der Mittelachse.


Zustandsberichte

[...]


Ikonographie

Vorderdeckel:

Hauptfeld: Hl. Cäcilie, Lyra spielend, mit zwei Flöte bzw. Orgel spielenden Engeln; in oberer Kartusche: wohl hl. Agnes (oder Mansuetudo bzw. Patientia?); in unterer Kartusche: hl. Maria Magdalena.

Rückdeckel:

Hauptfeld: Auf Wolken schwebt die von Engelsköpfen begleitete und von einer Strahlenglorie umgebene Gestalt Christi herab, um mit der in der Linken gehaltenen Krone eine weibliche Gestalt zu bekrönen, die – vor einem Tisch mit einem aufgeschlagenen und einem geschlossenen Buch – auf einem Sessel thront; zu ihren Füßen liegen eine Krone, eine von einem Reif umzogene (Welt?-)Kugel sowie ein Füllhorn mit Schmuck, neben ihr steht ein vasenartiges Gefäß. Über ihr erscheinen rechts zwei fliegende Engelsputti, die einen wohl für die weibliche Gestalt bestimmten Blütenkranz halten. In oberer Kartusche: Fides; in unterer Kartusche: Hagar in der Wüste.

Rücken:

Hl. Märtyrerin mit Palmzweig.

Schließen:

linke Schließe: Fides?, Christus?, Gottvater?

rechte Schließe: Auferstandener.


Stil und Einordnung

Die Darstellung des Rückdeckels nimmt wohl auf das dominierende Motiv des im Silbereinband enthaltenen Andachtsbuchs Bezug: In Analogie zu der im Hohen Lied evozierten Beziehung König Salomos zur Sulamitin lädt Christus seine Braut in das königliche Brautgemach ein. Dementsprechend zeigen die beiden am Anfang der Druckschrift befindlichen Kupferstiche zum einen zwei gekrönte Figuren („Der König führet mich in seine Kamner. Cant. I“), zum anderen die Krönung einer sitzenden weiblichen Gestalt durch zwei aus Wolken ragende Hände („Die königliche Braut-Kammer“). So wird hier die andächtige Christin mit der Jesus-Braut identifiziert. Überdies bezieht sich die hl. Cäcilie des Vorderdeckels wohl auf die zweite in den Silbereinband eingebundene Druckschrift: das 1723 in Leipzig verlegte „Geistreiches Gesang-Buch“. Damit ergibt sich ein ungewöhnlich enger inhaltlicher Zusammenhang zwischen Andachts- und Gesangbuch einerseits und Silbereinband andererseits, der zu einer Datierung des Buchdeckels um oder bald nach 1723 führt. Demgemäß findet sich am Rücken ausgeprägtes Laub- und Bandlwerk, während Vorder- und Rückdeckel noch kaum Elemente des „style Régence“ erkennen lassen, abgesehen etwa vom Motiv der Muschel in der Bildfeldrahmung des Vorderdeckels.

Markante Übereinstimmungen in der Ikonographie zeigt ein im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts wohl ebenfalls in Augsburg entstandener Silbereinband, der in die Komposition zusätzlich die Gestalt der Muttergottes als Vermittlerin einfügt (Verst.-Kat. Sotheby’s, London, Silver and Enamel Bindings (10. Mai 1985), Los 41).

Als bemerkenswertes Kennzeichen des Silbereinbandes Sign. E-Slg/Asc. 5545 c kann die Verklammerung der Hauptszene mit den begleitenden Kartuschen oben und unten gelten, die geschickt in die Gesamtkomposition integriert werden. Als Einfassungen dienen schmale leistenartige Rahmungen, die zum Teil geschwungen, zum Teil kantig gebrochen sind. Hier sind motivisch etwa die Silberdeckel der Agenden von St. Ulrich und von St. Afra in Augsburg zu vergleichen, ausgeführt 1683 von Israel Thelot, dem Vater Johann Andreas Thelots, wohl unter dessen Mitwirkung, bzw. 1701 von Johann Andreas Thelot (Praël-Himmer, Der Augsburger Goldschmied Johann Andreas Thelot (1978), 106–107, Nr. 166, Abb. 122; 68, Nr.74, Abb. 78). Ähnliche Schließen mit figürlichen Darstellungen finden sich an dem oben erwähnten Augsburger Silbereinband, der 1985 in London versteigert wurde.

Insgesamt kommt der silberne Buchdeckel ESlg/Asc. 5545 c stilistisch den Arbeiten Johann Andreas Thelots nahe; die Ausführung erscheint jedoch flüchtiger als bei jenen Einbänden, die wohl auf Thelot selbst zurückgehen. Neben dem Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek Sign. ESlg/Asc. 5537 r sind am ehesten zu vergleichen ein Buchdeckel in der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Sign. 93 Hist. 72, ebenfalls mit stark bewegten Draperien, sowie ein 1957 im Frankfurter Kunsthandel befindlicher Buchdeckel, der durch den „lebhaften Faltenwurf der Gewänder“ charakterisiert ist (Praël-Himmer, Der Augsburger Goldschmied Johann Andreas Thelot (1978), 67–68, Nr. 73v, Abb. 76–77).


Provenienz

[...]


Literaturhinweise

Praël-Himmer, Der Augsburger Goldschmied Johann Andreas Thelot (1978), 67–68, Nr. 73v, Abb. 76–77; 68, Nr.74, Abb. 78; 106–107, Nr. 166, Abb. 122.

Verst.-Kat. Sotheby’s, London, Silver and Enamel Bindings (10. Mai 1985), Los 41.