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1 getriebene Silberplatte
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2 gegossene Schließen mit je 5 Scharnierteilen




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1 getriebene Silberplatte
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Scharniere
38 Scharnierteile
 
2 getriebene Kapitalschutzbleche




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'''Vorder- und Rückdeckel''':
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Auf einen [[Material::Holz|Holzdeckel]] ist die Platte aus [[Material::Silber|Silberblech]] aufgebracht. Silber, [[Technik::Treibarbeit|getrieben]], [[Technik::Ziselieren|ziseliert]], [[Technik::Punzieren|punziert]], [[Technik::Gravur|graviert]].
Auf einen [[Material::Holz|Holzdeckel]] ist die Platte aus [[Material::Silber|Silberblech]] aufgebracht. Holz, Silber, [[Technik::Treibarbeit|getrieben]], [[Technik::Ziselieren|ziseliert]], [[Technik::Punzieren|punziert]], [[Technik::Gravur|graviert]].




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Silber, getrieben, ziseliert, punziert, graviert.
Silber, getrieben, ziseliert, punziert, graviert.
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'''Vorderdeckel:'''
'''Vorderdeckel:'''


Im Mittelfeld sitzende Frau mit drei Kindern; gerahmt von einer Einfassung aus überwiegend bandartigen Elementen, die von Laub- und Bandlwerk – mit Vögeln, Blumenvasen, Blüten und Ranken – umzogen wird.  
Im Mittelfeld sitzende Frau mit drei Kindern, gerahmt von einer Einfassung aus überwiegend bandartigen Elementen, die von Laub- und Bandlwerk – mit Vögeln, Blumenvasen, Blüten und Ranken – umzogen wird. Äußere Rahmung in Form eines Wellenbandes.
 


'''Rückdeckel''':
'''Rückdeckel''':


Im Mittelfeld stehende Frau, die die Hände erhebt, begleitet von einem sich auf den Hinterbeinen aufrichtenden Lamm; gerahmt von einer Einfassung aus überwiegend bandartigen Elementen,, die von Laub- und Bandlwerk – mit Vögeln, Blumenvasen, Blüten und Ranken – umzogen wird.
Im Mittelfeld stehende Frau mit erhobenen Händen, begleitet von einem sich auf den Hinterbeinen aufrichtenden Lamm, gerahmt von einer Einfassung aus überwiegend bandartigen Elementen,, die von Laub- und Bandlwerk – mit Vögeln, Blumenvasen, Blüten und Ranken – umzogen wird. Äußere Rahmung in Form eines Wellenbandes.


2 Schließen: Laub- und Bandlwerk mit 2 Muscheln.
2 Schließen: Bandlwerk mit zwei Muscheln.




'''Rücken''':
'''Rücken''':


Im Mittelfeld stehende Frau mit Anker, umgeben von Laub- und Bandlwerk, das vor allem mit Blüten verbunden ist.  
Im Mittelfeld stehende Frau mit Anker, umgeben von Laub- und Bandlwerk, das vor allem mit Blüten verbunden ist. Äußere Rahmung in Form eines Wellenbandes.
 
Kapitalschutz: Bandlwerk
 


== Überarbeitungsstadien ==  
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== Zustandsberichte ==
== Zustandsberichte ==


Stark oxidiert.
Stellenweise oxidiert, besonders stark an Schließen und Kapitalschutz.
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== Stil und Einordnung ==
== Stil und Einordnung ==


Der äußerst qualitätsvolle Silbereinband ist wahrscheinlich in Augsburg eigens für das 1719 ebendort gedruckte Andachtsbuch gefertigt worden; somit kann er wohl um oder bald nach 1719 datiert werden. Dem entspricht die stilistische Stellung des Buchdeckels: Dominierend tritt das rahmende Laub- und Bandlwerk hervor, das unter anderem durch eckig gebrochene Bänder gekennzeichnet ist. Dagegen sind die im zentralen Bildfeld befindlichen Tugenden-Personifikationen auf einen schmalen Aktionsraum beschränkt. In den Grundzügen vergleichbar ist ein vermutlich ebenfalls in Augsburg entstandener Silberbuchdeckel mit stehenden Tugenden-Figuren ([[Literaturliste_Westliche_Prachteinbände|Verst.-Kat. Sotheby’s, London, ''Silver and Enamel Bindings'' (10. Mai 1985)]], Los 23), der - wie das rahmende Laub- und Bandlwerk-Ornament vermuten lässt – wohl einige Jahre später entstanden ist.  
Es ist nicht zweifelsfrei gesichert, dass der Silbereinband eigens für das 1719 in Augsburg gedruckte Andachtsbuch gefertigt wurde. Zweifel an der ursprünglichen Zusammengehörigkeit verbinden sich mit dem türkisfarbenen Glanzpapier des Spiegels. Das Papier könnte auf eine spätere Reparatur zurückgehen. Doch besteht auch die Möglichkeit, „dass der Buchblock aus einem anderen Einband ausgelöst wurde und dabei die Spiegel aufgegeben wurden, da sie sich vielleicht nicht gut ablösen ließen (was bei Glanzpapier der Fall ist). Dann wurde der Buchblock in den Silbereinband eingesetzt und die fehlenden Spiegel durch ein sehr ähnliches Papier ersetzt bzw. ergänzt“ (E-Mail vom 29.07.2018 von Karin Eckstein, IBR der BSB, der ich für die Untersuchung des Bandes sehr danke). Unabhängig von der Frage der Zusammengehörigkeit sprechen stilistische Gründe für eine Datierung des Silbereinbands in die 1720er Jahre; als Entstehungsort ist Augsburg anzunehmen.
 
Dominierend tritt das rahmende Laub- und Bandlwerk hervor, das unter anderem durch eckig gebrochene Bänder gekennzeichnet ist. Dagegen sind die das zentrale Bildfeld einnehmenden Tugenden-Personifikationen auf einen schmalen Aktionsraum beschränkt. In den Grundzügen vergleichbar ist ein vermutlich ebenfalls in Augsburg entstandener Silberbuchdeckel mit stehenden Tugenden-Figuren ([[Literaturliste_Westliche_Prachteinbände|Verst.-Kat. Sotheby’s, London, ''Silver and Enamel Bindings'' (10. Mai 1985)]], Los 21), der wie das rahmende Laub- und Bandlwerk mit Blütengittern vermuten lässt – möglicherweise einige Jahre später entstanden ist.  


Der Dekor des Silbereinbands ist in flachem Relief aus dem planen Grund herausgetrieben, der durch feine Punzierung belebt wird. Darin unterscheidet sich der Buchdeckel grundsätzlich von der Gattung der silbernen Einbände mit durchbrochen gearbeitetem Gitterwerk (siehe die Nachweise im Text zu BSB, Sign. E.-Slg. Asc. 1457 p). Für die gegossenen Schließen mit Bandlwerkdekor sind die zweifellos aus einer Augsburger Werkstatt stammenden Kupfermodelle im Bayerischen Nationalmuseum zu vergleichen (siehe insbesondere Inv.-Nr. Met 1693, Met 1694; [[Literaturliste_Westliche_Prachteinbände|Seelig, ''Modell und Ausführung in der Metallkunst'' (1989)]], 77, Nr. 124–125, mit Abb.).
Der Dekor des Silbereinbands ist in flachem Relief aus dem planen Grund herausgetrieben, der durch subtil differenzierte Punzierung belebt wird. Darin unterscheidet sich der Buchdeckel grundsätzlich von der Gattung der silbernen Einbände mit durchbrochen gearbeitetem Gitterwerk (siehe die Nachweise im Text zu BSB, Sign. ESlg/Asc. 1457 p). Für die gegossenen Schließen mit Bandlwerkdekor sind verschiedene Kupfermodelle im Bayerischen Nationalmuseum zu vergleichen, die zweifellos aus einer Augsburger Werkstatt stammen (siehe insbesondere Inv.-Nr. Met 1693, Met 1694; [[Literaturliste_Westliche_Prachteinbände|Seelig, ''Modell und Ausführung in der Metallkunst'' (1989)]], S. 77, Nr. 124-125, mit Abb.).


Ungewöhnlich ist die Ikonographie des Buchdeckels: Die Andachtsbuch-Einbände des Barock zeigen verschiedentlich die drei christlichen Tugenden [[Ikonographie::Fides]], [[Ikonographie::Caritas]] und [[Ikonographie::Spes]]. Hier aber findet sich die durch das Attribut des Lamms gekennzeichnete Gestalt der [[Ikonographie::Patientia]] oder [[Ikonographie::Mansuetudo]] (?) anstelle der Fides.
Ungewöhnlich ist die Ikonographie des Buchdeckels: Silberne Andachtsbuch-Einbände des Barock zeigen verschiedentlich die drei christlichen Tugenden Fides, Caritas und Spes. Hier aber findet sich anstelle der Fides die durch das Attribut des Lammes gekennzeichnete Gestalt der Patientia oder Mansuetudo (?).





Version vom 31. Juli 2018, 14:38 Uhr

Übersicht
Signatur ESlg/Asc. 5540 o#Einband
Maße 152 mm x 68 mm x 35 mm
Datierung um 1720-1725
Ort Mitteleuropa Augsburg ?
Objekttyp Silbereinband
Katalogisierungsebene Gesamtaufnahme (item)
Klassifizierung Kategorie:Goldschmiedekunst
Kategorie Westliche Prachteinbände

Beschreibung: Lorenz Seelig, 2017


[kurze summarische Beschreibung]

Informationen zum Trägerband

Überliefert mit: Druckschrift München, Bayerische Staatsbibliothek, ESlg/Asc. 5540 o: Neu-ausgefertigtes Christ-Evangelisches Buß- Beicht- und Communion-Büchlein, Augsburg, 1719.


Entstehung

Unbekannter Goldschmied, , 1720er Jahre. Mitteleuropa: Augsburg?


Komponenten

Vorderdeckel:

1 getriebene Silberplatte


Rückdeckel:

1 getriebene Silberplatte

2 gegossene Schließen mit je 5 Scharnierteilen


Rücken:

1 getriebene Silberplatte

38 Scharnierteile

2 getriebene Kapitalschutzbleche


Maße

Gesamt:

152 mm x 68 mm x 35 mm


Vorderdeckel:

152 mm x 68 mm x 3 mm


Rückdeckel:

152 mm x 68 mm x 3 mm


Rücken:

152 mm x 32 mm


Material und Technik

Vorder- und Rückdeckel:

Auf einen Holzdeckel ist die Platte aus Silberblech aufgebracht. Holz, Silber, getrieben, ziseliert, punziert, graviert.


Rücken:

Silber, getrieben, ziseliert, punziert, graviert.


Schließen:

Silber, gegossen, punziert


Beschreibung des Äußeren

Vorderdeckel:

Im Mittelfeld sitzende Frau mit drei Kindern, gerahmt von einer Einfassung aus überwiegend bandartigen Elementen, die von Laub- und Bandlwerk – mit Vögeln, Blumenvasen, Blüten und Ranken – umzogen wird. Äußere Rahmung in Form eines Wellenbandes.


Rückdeckel:

Im Mittelfeld stehende Frau mit erhobenen Händen, begleitet von einem sich auf den Hinterbeinen aufrichtenden Lamm, gerahmt von einer Einfassung aus überwiegend bandartigen Elementen,, die von Laub- und Bandlwerk – mit Vögeln, Blumenvasen, Blüten und Ranken – umzogen wird. Äußere Rahmung in Form eines Wellenbandes.

2 Schließen: Bandlwerk mit zwei Muscheln.


Rücken:

Im Mittelfeld stehende Frau mit Anker, umgeben von Laub- und Bandlwerk, das vor allem mit Blüten verbunden ist. Äußere Rahmung in Form eines Wellenbandes.

Kapitalschutz: Bandlwerk


Überarbeitungsstadien

[...]


Restaurierung

[...]


Zustandsberichte

Stellenweise oxidiert, besonders stark an Schließen und Kapitalschutz.


Ikonographie

Vorderdeckel:

Caritas


Rückdeckel:

Patientia oder Mansuetudo


Rücken:

Spes


Stil und Einordnung

Es ist nicht zweifelsfrei gesichert, dass der Silbereinband eigens für das 1719 in Augsburg gedruckte Andachtsbuch gefertigt wurde. Zweifel an der ursprünglichen Zusammengehörigkeit verbinden sich mit dem türkisfarbenen Glanzpapier des Spiegels. Das Papier könnte auf eine spätere Reparatur zurückgehen. Doch besteht auch die Möglichkeit, „dass der Buchblock aus einem anderen Einband ausgelöst wurde und dabei die Spiegel aufgegeben wurden, da sie sich vielleicht nicht gut ablösen ließen (was bei Glanzpapier der Fall ist). Dann wurde der Buchblock in den Silbereinband eingesetzt und die fehlenden Spiegel durch ein sehr ähnliches Papier ersetzt bzw. ergänzt“ (E-Mail vom 29.07.2018 von Karin Eckstein, IBR der BSB, der ich für die Untersuchung des Bandes sehr danke). Unabhängig von der Frage der Zusammengehörigkeit sprechen stilistische Gründe für eine Datierung des Silbereinbands in die 1720er Jahre; als Entstehungsort ist Augsburg anzunehmen.

Dominierend tritt das rahmende Laub- und Bandlwerk hervor, das unter anderem durch eckig gebrochene Bänder gekennzeichnet ist. Dagegen sind die das zentrale Bildfeld einnehmenden Tugenden-Personifikationen auf einen schmalen Aktionsraum beschränkt. In den Grundzügen vergleichbar ist ein vermutlich ebenfalls in Augsburg entstandener Silberbuchdeckel mit stehenden Tugenden-Figuren (Verst.-Kat. Sotheby’s, London, Silver and Enamel Bindings (10. Mai 1985), Los 21), der – wie das rahmende Laub- und Bandlwerk mit Blütengittern vermuten lässt – möglicherweise einige Jahre später entstanden ist.

Der Dekor des Silbereinbands ist in flachem Relief aus dem planen Grund herausgetrieben, der durch subtil differenzierte Punzierung belebt wird. Darin unterscheidet sich der Buchdeckel grundsätzlich von der Gattung der silbernen Einbände mit durchbrochen gearbeitetem Gitterwerk (siehe die Nachweise im Text zu BSB, Sign. ESlg/Asc. 1457 p). Für die gegossenen Schließen mit Bandlwerkdekor sind verschiedene Kupfermodelle im Bayerischen Nationalmuseum zu vergleichen, die zweifellos aus einer Augsburger Werkstatt stammen (siehe insbesondere Inv.-Nr. Met 1693, Met 1694; Seelig, Modell und Ausführung in der Metallkunst (1989), S. 77, Nr. 124-125, mit Abb.).

Ungewöhnlich ist die Ikonographie des Buchdeckels: Silberne Andachtsbuch-Einbände des Barock zeigen verschiedentlich die drei christlichen Tugenden Fides, Caritas und Spes. Hier aber findet sich anstelle der Fides die durch das Attribut des Lammes gekennzeichnete Gestalt der Patientia oder Mansuetudo (?).


Provenienz

[...]


Literaturhinweise

Verst.-Kat. Sotheby’s, London, Silver and Enamel Bindings (10. Mai 1985), Los 23.

Seelig, Modell und Ausführung in der Metallkunst (1989), 77, Nr. 124–125.