Goldschmiedeeinband zum Gebetbuch des Lorenzo de' Medici - BSB Clm 23639#Einband

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Signatur Clm 23639#Einband
Maße 179 mm x 109 mm x 35 mm
Datierung um 1485
Ort Italien, Florenz
Objekttyp Goldschmiedeeinband
Katalogisierungsebene Gesamtaufnahme (item)
Klassifizierung Kategorie:Goldschmiedekunst
Kategorie Kategorie:Westliche_Prachteinbände

Beschreibung: Caroline Smout. Bayerische Staatsbibliothek, 2018 (Kurzerfassung).


Dieser Goldschmiedeeinband der italienischen Renaissance wurde von Lorenzo de' Medici (1449–1492), dem Führer der Stadt Florenz ab 1469, in Auftrag gegeben. Er besticht durch die Dichte seiner ornamentalen Formen, die in Treib- und Gravurtechnik ausgeführt und zum Teil durchbrochen sind. Formal wird ein farblicher Akzent durch die bunten Emaileinlagen gesetzt.

Informationen zum Trägerband

Überliefert mit: Handschrift München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 23639 : Gebetbuch, Italien, Florenz, 1485


Entstehung

Unbekannter Künstler, Goldschmied, um 1485. Südeuropa: Italien, Florenz. Von Lorenzo de' Medici für seine Tochter Lucrezia zur Vermählung mit Jacopo Salviati in Auftrag gegeben (Prachteinbände 870–1685 (2001), Nr. 15 (B. Hernad)).


Komponenten

Vorderdeckel:

1 Platte vergoldetes Silberblech

5 Emails

4 Buckel aus vergoldetem Silber


Rückdeckel:

1 Platte vergoldetes Silberblech

5 Emails

4 Buckel aus vergoldetem Silber


Rücken:

5 Scharniere aus vergoldetem Silber


Schließen:

2 Schließen aus vergoldetem Silber


Maße

Gesamt:

179 mm x 109 mm x 35 mm


Vorderdeckel:

181 mm x 115 mm x 9 mm


Mittelfeld:

101 mm x 31 mm

Raute: 87 mm x 25 mm


Mittelfeldbegrenzung:

137 mm x 67 mm x 17 mm

Medaillons Längsseite: 31 mm x 10 mm

Medaillons Querseite: 11 mm x 17 mm


Rahmen:

181 mm x 111 mm x 22 mm


Rückdeckel:

178 mm x 112 mm x 8 mm


Mittelfeld:

10 mm x 32 mm, Raute: 89 mm x 25 mm


Mittelfeldbegrenzung:

135 mm x 65 mm x 12 mm

Medaillons Längsseite: 33 mm x 11 mm

Medaillons Querseite: 11 mm x 17 mm


Rahmen:

178 mm x 108 mm x 22 mm


Rücken:

180 mm x 49 mm


Material und Technik

Vorder- und Rückdeckel:

Auf dem Holzdeckel ist das vergoldete Silberblech mit Emaileinlagen angebracht. Das Silberblech ist in Treib- und Gravurtechnik gearbeitet und zum Teil durchbrochen.


Rücken:

Getriebenes und graviertes Silberblech, das partiell durchbrochen ist.


Beschreibung des Äußeren

Vorderdeckel:

Mittelfeld:

Im Zentrum steht ein rautenförmiges Email mit einer figürlichen Darstellung. Die dreieckigen Felder zuseiten der Raute sind mit Akanthusblattranken gefüllt. Der schmale Rahmen, der das Mittelfeld umfängt, ist mit einem Band aus parallel gelagerten Kordelzöpfen geschmückt (Abb. 1).


Mittelfeldbegrenzung:

Umgeben ist die Raute von vier symmetrisch angeordneten Emailplättchen in der Mittelfeldbegrenzung, die Blumengebinde in Amphoren, Blüten und Blätter und einen Vogel zeigen (Abb. 2, 3 und 4). Zwischen den Emails verlaufen Akanthusranken mit Akanthusrosetten, die als punktsymmetrisches Blütenmotiv aus den Akanthusblättern gebildet sind (Abb. 5). Der Rahmen der Mittelfeldbegrenzung, der proportional breiter ist als jener des Mittelfeldes, hat als ornamentale Form einen Gewindedraht, der von je einem Spiraldraht flankiert ist.


Rahmen:

Der Rahmen besteht aus einer inneren und äußeren Leiste. Die innere Leiste durchzieht ein großer Aststab, um den sich ein langes Schriftband windet (siehe zur Inschrift unten unter „Inschriften / herstellungsbezogene Marken und Zeichen“). Flankiert wird er je von einer Blattranke mit inserierten Blüten (Abb. 6). In den Ecken ist je ein Buckel in die vergoldete Silberplatte eingelassen. Die äußere Rahmenleiste bildet ein Band aus parallel angeordneten, unterschiedlich strukturierten Drähten: einem Spiraldraht, Kerbdraht, Gewindedraht und einem Kordeldraht (Abb. 7).


Rückdeckel:

Wie Vorderdeckel


Rücken:

Über einem roten Samtbezug, der auf den Rücken gezogen ist, sind 5 Scharniere aus vergoldetem Silber gespannt. Verziert sind sie mit Blatt- und Blütenmotiven (Abb. 8): Links und rechts symmetrisch angeordnete Palmetten, die ausgerichtet sind auf die zentriert dazwischen angebrachte rundsymmetrisch stilisierte Blüte, die von einem Blattkranz umfangen ist.


Schließen:

2 Hakenverschlüsse mit Stiftlager an der Vorderkante des Rückdeckels als Metallschließe (Adler, Handbuch Buchverschluss (2010), BV.3.1.2). Der Haken hat eine langgestreckte, rechteckige Öffnung und hat die Form eines „Liebesknotens“ (Abb. 9) (vgl. Adler, Handbuch Buchverschluss (2010), 122).



Inschriften/herstellungsbezogene Marken und Zeichen

Das Band, das sich um den Aststab im Rahmen windet, trägt als Inschrift die Devise Lorenzo de' Medicis: Le tens revient. Sie wiederholt sich sechsmal.


Zustandsberichte

Vorderdeckel:

Im Email des Mittelfeldes ist der Glasfluss am rechten Oberarm und am Gewand der Figur abgeplatzt. Im Email der linken Leiste der Mittelfeldbegrenzung ist an der Vase zum Teil das Email nicht erhalten.


Rückdeckel:

Im Email des Mittelfeldes ist der Glasfluss am Schoß und rechten Knie der Figur abgeplatzt.


Rücken:

Samtbezug an den Bünden abgeschabt.


Ikonographie

Vorderdeckel:

Verkündigungsdarstellung mit dem Erzengel Gabriel (Abb. 8).


Rückdeckel:

Verkündigungsdarstellung mit Maria (Abb. 9).



Stil und Einordnung

Florentinische Goldschmiedekunst des letzten Viertels des 15. Jahrhunderts


Provenienz

Das Stundenbuch gelangte wohl im 16. Jahrhundert in den Besitz der Bayernherzöge Albrecht V. (1550–1579) oder Wilhelm V. (1579–1597). 1598 im Inventar der Wittelsbacher Kunstkammer genannt, 1785 in die Hofbibliothek München gelangt.


Literaturhinweise

Alexander, Painted Page (1994), Nr. 32.

Bayerns Kirche im Mittelalter (1960), Nr. 279.

Kaltwasser, Bibliothek als Museum (1999), 36, 40, 42.

Prachteinbände 870–1685 (2001), Nr. 15 (B. Hernad).

Seelig, Einband des Medici Gebetbuchs (1991).

Thesaurus librorum (1983), Nr. 61 (E. Klemm).


Empfohlene Zitierweise

Caroline Smout. Goldschmiedeeinband zum Gebetbuch des Lorenzo de' Medici - BSB Clm 23639#Einband. Bayerische Staatsbibliothek, 2018 (Kurzerfassung).

URL: https://einbaende.digitale-sammlungen.de/Prachteinbaende/Clm_23639_Einband_Hauptaufnahme, aufgerufen am 19.03.2024