Silbereinband zu: Neu-ausgefertigtes Christ-Evangelisches Buß- Beicht- und Communion-Büchlein - BSB ESlg/Asc. 5540 o#Einband
Übersicht | |
Signatur | ESlg/Asc. 5540 o#Einband |
Maße | 152 mm x 68 mm x 35 mm |
Datierung | um 1720-1725 |
Ort | Mitteleuropa Augsburg ? |
Objekttyp | Silbereinband |
Katalogisierungsebene | Gesamtaufnahme (item) |
Klassifizierung | Kategorie:Goldschmiedekunst |
Kategorie | Kategorie:Westliche_Prachteinbände |
Kurzaufnahme zum Einband im BSB-Katalog mit weiterführenden Informationen |
Kurzaufnahme des Drucks |
Digitalisat des Drucks |
Einbanddigitalisat |
Beschreibung: Lorenz Seelig. 2017.
Der in den 1720er Jahren entstandene Einband aus einer getriebenen Silberplatte weist ein zentrales Bildfeld mit einer Tugendpersonifikation auf. Umfangen ist es von bandartigen Formen sowie Laub- und Bandlwerk, die das dominierende Element dieses Einbandes sind. Die Tugenddarstellung ist insofern bermerkenswert, als sie von silbernen Andachtsbuch-Einbänden des Barock abweicht, die verschiedentlich die drei christlichen Tugenden Fides, Caritas und Spes zeigen.
Informationen zum Trägerband
Überliefert mit: Druckschrift München, Bayerische Staatsbibliothek, ESlg/Asc. 5540 o: Neu-ausgefertigtes Christ-Evangelisches Buß- Beicht- und Communion-Büchlein, Augsburg, 1719.
Entstehung
Unbekannter Goldschmied, 1720er Jahre. Mitteleuropa: Augsburg?
Komponenten
Vorderdeckel:
1 getriebene Silberplatte
Rückdeckel:
1 getriebene Silberplatte
2 gegossene Schließen mit je 5 Scharnierteilen
Rücken:
1 getriebene Silberplatte
38 Scharnierteile
2 getriebene Kapitalschutzbleche
Maße
Gesamt:
152 mm x 68 mm x 35 mm
Vorderdeckel:
152 mm x 68 mm x 3 mm
Rückdeckel:
152 mm x 68 mm x 3 mm
Rücken:
152 mm x 32 mm
Material und Technik
Vorder- und Rückdeckel:
Auf einen Holzdeckel ist die Platte aus Silberblech aufgebracht. Holz, Silber, getrieben, ziseliert, punziert, graviert.
Rücken:
Silber, getrieben, ziseliert, punziert, graviert.
Schließen:
Silber, gegossen, punziert
Beschreibung des Äußeren
Vorderdeckel:
Im Mittelfeld sitzende Frau mit drei Kindern, gerahmt von einer Einfassung aus überwiegend bandartigen Elementen, die von Laub- und Bandlwerk – mit Vögeln, Blumenvasen, Blüten und Ranken – umzogen wird. Äußere Rahmung in Form eines Wellenbandes.
Rückdeckel:
Im Mittelfeld stehende Frau mit erhobenen Händen, begleitet von einem sich auf den Hinterbeinen aufrichtenden Lamm, gerahmt von einer Einfassung aus überwiegend bandartigen Elementen,, die von Laub- und Bandlwerk – mit Vögeln, Blumenvasen, Blüten und Ranken – umzogen wird. Äußere Rahmung in Form eines Wellenbandes.
2 Schließen: Bandlwerk mit zwei Muscheln.
Rücken:
Im Mittelfeld stehende Frau mit Anker, umgeben von Laub- und Bandlwerk, das vor allem mit Blüten verbunden ist. Äußere Rahmung in Form eines Wellenbandes.
Kapitalschutz:
Bandlwerk
Zustandsberichte
Stellenweise oxidiert, besonders stark an Schließen und Kapitalschutz.
Ikonographie
Vorderdeckel:
Rückdeckel:
Patientia oder Mansuetudo
Rücken:
Stil und Einordnung
Es ist nicht zweifelsfrei gesichert, dass der Silbereinband eigens für das 1719 in Augsburg gedruckte Andachtsbuch gefertigt wurde. Zweifel an der ursprünglichen Zusammengehörigkeit verbinden sich mit dem türkisfarbenen Glanzpapier des Spiegels. Das Papier könnte auf eine spätere Reparatur zurückgehen. Doch besteht auch die Möglichkeit, „dass der Buchblock aus einem anderen Einband ausgelöst wurde und dabei die Spiegel aufgegeben wurden, da sie sich vielleicht nicht gut ablösen ließen (was bei Glanzpapier der Fall ist). Dann wurde der Buchblock in den Silbereinband eingesetzt und die fehlenden Spiegel durch ein sehr ähnliches Papier ersetzt bzw. ergänzt“ (E-Mail vom 29.07.2018 von Karin Eckstein, IBR der BSB, der ich für die Untersuchung des Bandes sehr danke). Unabhängig von der Frage der Zusammengehörigkeit sprechen stilistische Gründe für eine Datierung des Silbereinbands in die 1720er Jahre; als Entstehungsort ist Augsburg anzunehmen.
Dominierend tritt das rahmende Laub- und Bandlwerk hervor, das unter anderem durch eckig gebrochene Bänder gekennzeichnet ist. Dagegen sind die das zentrale Bildfeld einnehmenden Tugenden-Personifikationen auf einen schmalen Aktionsraum beschränkt. In den Grundzügen vergleichbar ist ein vermutlich ebenfalls in Augsburg entstandener Silberbuchdeckel mit stehenden Tugenden-Figuren (Verst.-Kat. Sotheby’s, London, Silver and Enamel Bindings (10. Mai 1985), Los 21), der – wie das rahmende Laub- und Bandlwerk mit Blütengittern vermuten lässt – möglicherweise einige Jahre später entstanden ist.
Der Dekor des Silbereinbands ist in flachem Relief aus dem planen Grund herausgetrieben, der durch subtil differenzierte Punzierung belebt wird. Darin unterscheidet sich der Buchdeckel grundsätzlich von der Gattung der silbernen Einbände mit durchbrochen gearbeitetem Gitterwerk (siehe die Nachweise im Text zu BSB, Sign. ESlg/Asc. 1457 p). Für die gegossenen Schließen mit Bandlwerkdekor sind verschiedene Kupfermodelle im Bayerischen Nationalmuseum zu vergleichen, die zweifellos aus einer Augsburger Werkstatt stammen (siehe insbesondere Inv.-Nr. Met 1693, Met 1694; Seelig, Modell und Ausführung in der Metallkunst (1989), 77, Nr. 124-125, mit Abb.).
Ungewöhnlich ist die Ikonographie des Buchdeckels: Silberne Andachtsbuch-Einbände des Barock zeigen verschiedentlich die drei christlichen Tugenden Fides, Caritas und Spes. Hier aber findet sich anstelle der Fides die durch das Attribut des Lammes gekennzeichnete Gestalt der Patientia oder Mansuetudo (?).
Literaturhinweise
Seelig, Modell und Ausführung in der Metallkunst (1989), 77, Nr. 124–125.
Verst.-Kat. Sotheby’s, London, Silver and Enamel Bindings (10. Mai 1985), Los 23.
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Empfohlene Zitierweise
Lorenz Seelig. Silbereinband zu: Neu-ausgefertigtes Christ-Evangelisches Buß- Beicht- und Communion-Büchlein - BSB ESlg/Asc. 5540 o#Einband. 2017.
URL: https://einbaende.digitale-sammlungen.de/Prachteinbaende/ESlg/Asc._5540_o_Einband_Hauptaufnahme, aufgerufen am 09.11.2024