Goldschmiedeeinband zum Evangeliar - BSB Clm 28321#Einband
Übersicht | |
Signatur | Clm 28321#Einband |
Maße | 267 mm x 186 mm x 62 mm |
Datierung | 19. Jh. |
Ort | Mitteleuropa: Deutschland |
Objekttyp | Goldschmiedeeinband |
Katalogisierungsebene | Gesamtaufnahme (item) |
Klassifizierung | Kategorie:Goldschmiedekunst |
Kategorie | Westliche Prachteinbände |
Kurzaufnahme zum Einband im BSB-Katalog mit weiterführenden Informationen |
Kurzaufnahme der Handschrift mit weiterführenden Informationen |
Forschungsdokumentation der BSB |
Handschriftendigitalisat |
Einbanddigitalisat |
Beschreibung: Bayerische Staatsbibliothek, Caroline Smout 2017
Dieser Goldschmiedeeinband wurde im 19. Jahrhundert im historisierenden Stil geschaffen. Mit dem thronenden Christus im Mittelfeld und der umgebenden Kreuzform aus vergoldeten Metallstreifen mit Schmucksteinen greift er Formen aus dem Mittelalter auf. Bis in jüngere Zeit wurde die Auffassung vertreten, dass der Einband aus dem 12. Jahrhundert stammt und im 15. Jahrhundert erneuert wurde.
Informationen zum Trägerband
Überliefert mit: Handschrift München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 28321 : Evangeliar, Deutschland, Tegernsee (?), um 1130–1135
Entstehung
Unbekannter Künstler, Goldschmied, 19. Jh. Mitteleuropa: Deutschland
Komponenten
Vorderdeckel:
4 Rahmenleisten aus vergoldetem, graviertem und gesticheltem Kupferblech
1 Kreuzform aus vergoldetem, graviertem und gesticheltem Kupferblech
4 Platten aus gestanztem Silberblech
5 Medaillons in Grubenschmelz
54 Fassungen mit Schmucksteinen
Kanten:
1 Streifen aus gestanztem Silberblech
1 Schließe
Rückdeckel:
4 vergoldete Metallbuckel
4 Rahmenleisten aus gestanztem Silberblech
Kanten:
3 Streifen aus gestanztem Silberblech
Maße
Gesamt:
267 mm x 186 mm x 62 mm
Vorderdeckel:
267 mm x 186 mm x 15 mm
Mittelfeld:
97 mm x 56 mm
Mittelfeldbegrenzung:
235 mm x 41–42 mm und 154 mm x 41 mm
Rahmen:
Längsseiten: 267 mm x 16 mm
Querseiten: 185 mm x 16 mm
Rückdeckel:
267 mm x 186 mm x 13 mm
Rücken:
267 mm x 62 mm
Material und Technik
Vorderdeckel:
Die Rahmenleisten sowie die Kreuzform aus vergoldetem, graviertem und gesticheltem Kupferblech sind über die Platten aus gestanztem Silberblech gelegt und mit Nägeln auf dem Holzdeckel angebracht. Aus einem Guss sind die Fassungen aus den Kupferblechen getrieben (Abb. 1). Die Medaillons sind in Grubenschmelz gearbeitet und mit ihren Fassungen aus vergoldetem Kupferblech in die runden Aussparungen der Silberblechplatten eingelassen. Die Leisten aus gestanztem Silberblech an den Kanten sind aufgenagelt.
Rückdeckel:
Roter Samt
Rücken:
Roter Samt
Beschreibung des Äußeren
Vorderdeckel:
Mittelfeld:
In ein mandelförmiges Medaillon ist ein Email mit einer figürlichen Darstellung eingelassen.
Mittelfeldbegrenzung:
Das Mittelfeld wird begrenzt von Kreuzbalken, die im unmittelbaren Anschluss an das Mittelfeld die äußere Form des mandelförmigen Medaillons aufnehmen. Verziert sind die Kreuzbalken mit symmetrisch angeordneten Fassungen mit Schmucksteinen und einem stilisierten, gravierten Blattornament in ihren Zwischenräumen (Abb. 2). Die Felder zwischen den Kreuzbalken und den Rahmenleisten sind mit Silberplatten gefüllt, die ein gestanztes Muster aus stilisierten Lilien und Perlstab-Rahmung aufweisen (Abb. 3). In jede der vier Silberplatten ist ein rundes Medaillon eingelassen, das eine figürliche Darstellung zeigt.
Rahmen:
Der Rahmen entspricht in seiner ornamentierten Form den Kreuzbalken des Mittelfeldes. Hier alternieren in einfacher Reihung die Fassungen mit den stilisierten, gravierten Blattornamenten (vgl. Abb. 2).
Kanten:
Gestanzter Fries aus Rosetten.
Schließe:
Emailschließe mit figürlicher Darstellung.
Rückdeckel:
Die runden Buckel aus vergoldetem Kupferblech weisen das gleiche gravierte Blattornament und die gleiche gestichelte Technik auf wie die vergoldeten Kupferbleche auf dem Vorderdeckel (Abb. 4). Darüber hinaus haben sie geschweifte Kanten, die im oberen Teil konkav und im unteren Teil konvex geschwungen sind. In die vier Rahmenleisten ist ein Rautenmuster in linearer Abfolge gestanzt.
Kanten:
Fries aus rundsymmetrisch stilisierten Blütendarstellungen, die sich auf die Form der Rosetten auf den Kanten des Vorderdeckels beziehen, aber schematischer wirken.
Rücken:
Roter Samtbezug mit dem Signaturschildchen: Cod. lat. 28321
Zustandsberichte
Rückdeckel:
Links und rechts von der Mitte ist der rote Samtbezug abgeschabt. In der Mitte sind zwei Löcher zu sehen, die vormals der Befestigung des zentriert angebrachten Kupferbuckels gedient haben (vgl. Bange, Eine bayerische Malerschule (1923), 118, der den Kupferbuckel in der Mitte erwähnt).
Rücken:
Der rote Samtbezug ist an einigen Stellen abgeschabt.
Restaurierung
Im Januar 1962: Befestigung der Schließe
Ikonographie
Vorderdeckel:
Das Medaillon des Mittelfeldes, das von Kreuzarmen umgeben ist, zeigt den thronenden Christus in der Mandorla (Abb. 5). Während er seine rechte Hand zum Segensgestus erhoben hat, hält er in der Linken das Buch. Links und rechts von Christus die Buchstaben Alpha und Omega. In den vier umgebenden Medaillons sind Engelhalbfiguren dargestellt (Abb. 5).
Schließe:
Ein sich aufbäumender Löwe greift eine männliche Figur an, die hilflos ihre Arme emporstreckt (Abb. 6).
Stil und Einordnung
Vorder- und Rückdeckel:
Der Einband dürfte im 19. Jahrhundert entstanden sein und keine mittelalterlichen Bestandteile aufweisen (vgl. Klemm, Die romanischen Handschriften (1988), Nr. 321; Außen-Ansichten (2006), Nr. 11 (B. Hernad)). Leidinger war noch der Auffassung, dass die Emails und Metallstreifen mit Edelsteinen aus dem 12. Jahrhundert stammen, während die übrigen Teile auf das 15. Jahrhundert zurückgehen (Leidinger, Hof- und Staatsbibliothek (1916–1918), 319). Auch Bange sah in den Emails sowie der Schließe Arbeiten aus dem 12. Jahrhundert, datierte aber, anders als Leidinger, nicht nur die Silberblechplatten ins 15. Jahrhundert, sondern auch die Streifen aus vergoldetem Kupferblech (Bange, Eine bayerische Malerschule (1923), 118; vgl. Geldner, Bucheinbände (1957), 21; dieser Auffassung schließt sich an Riedmann/Albertoni, Eines Fürsten Traum (1995), Nr. 21.23 (W. Neuhauser)).
Provenienz
Im 17. Jahrhundert befand sich der Kodex im Kloster St. Georgenberg in Tirol (auf fol. 2r und 166v Besitzeinträge von 1652). Vermutlich gehörte der Kodex zu einer größeren Menge von Handschriften, die 1849/1850 durch den damaligen Abt an den Augsburger Antiquar Fidelis Butsch verkauft wurden (siehe dazu Riedmann, Ein neuaufgefundenes Bruchstück (1973), 22). 1917 erwarb die Bayerische Staatsbibliothek die Handschrift aus dem Antiquariat Jacques Rosenthal in München (vgl. Leidinger, Hof- und Staatsbibliothek (1916–1918), 318–320).
Literaturhinweise
Riedmann/Albertoni, Eines Fürsten Traum (1995), Nr. 21.23 (W. Neuhauser).
Außen-Ansichten (2006), Nr. 11 (B. Hernad).
Bange, Eine bayerische Malerschule (1923), 118.
Geldner, Bucheinbände (1957), 21.
Glauche, Katalog der lateinischen Handschriften (1984), 107f.
Klemm, Die romanischen Handschriften (1988), Nr. 321.
Leidinger, Hof- und Staatsbibliothek (1916–1918), 318–320.
Riedmann, Ein neuaufgefundenes Bruchstück (1973), 22.