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Dieser [[Epoche::Spätmittelalter|spätmittelalterliche]] [[Ort::Bayern|bayerische]] [[Klassifikation::Goldschmiedeeinband]] aus [[Technik::Vergoldung|vergoldetem]] [[Material::Silber|Silberblech]] ist durch die Darstellung der [[Ikonographie::Majestas Domini|Maiestas Domini]] in [[Technik::relief erhaben|erhabenem Relief]] im Mittelfeld bestimmt. Geschmückt ist der Einband zudem durch einen reichen Besatz von [[Material::Schmuckstein|Schmucksteinen]], die auf den [[Beschreibung des Äußeren::Rahmenleisten]] [[Beschreibung des Äußeren::Symmetrisch in der Aufsicht bezüglich Längs- oder Querachse|symmetrisch]] angeordnet sind und mit geflügelten Puttenköpfen aus der Zeit um 1600 alternieren.
Dieser [[Epoche::Spätmittelalter|spätmittelalterliche]] [[Ort::Bayern|bayerische]] [[Klassifikation::Goldschmiedeeinband]] aus [[Technik::Vergoldung|vergoldetem]] [[Material::Silber|Silberblech]] ist durch die Darstellung der [[Ikonographie::Majestas Domini|Maiestas Domini]] in [[Technik::relief erhaben|erhabenem Relief]] im Mittelfeld bestimmt. Geschmückt ist der Einband zudem durch einen reichen Besatz von [[Material::Schmuckstein|Schmucksteinen]], die auf den [[Beschreibung des Äußeren::Rahmenleisten]] [[Beschreibung des Äußeren::Symmetrisch in der Aufsicht bezüglich Längs- oder Querachse|symmetrisch]] angeordnet sind und mit geflügelten Puttenköpfen aus der Zeit um 1600 alternieren.
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Unbekannter Künstler, [[Rolle des Urhebers::Goldschmied]], 15. Jahrhundert. Mitteleuropa: [[Ort::Süddeutschland]] / [[Ort::Bayern]]. Die Erneuerung des Einbandes erfolgte laut Inschrift des Rückdeckels (s.u.) unter dem Abt des Benediktinerklosters [[Ort::Niederaltaich]], [[Person::Hiltz, Bernhard|Bernhard Hiltz von Niederaltaich]] (1593–1619), im Jahr 1601.  
Unbekannter Künstler, [[Rolle des Urhebers::Goldschmied]], 15. Jahrhundert. Mitteleuropa: [[Ort::Süddeutschland]] / [[Ort::Bayern]]. Die Erneuerung des Einbandes erfolgte laut Inschrift des Rückdeckels (s.u.) unter dem Abt des Benediktinerklosters [[Ort::Niederaltaich]], [[Person::Hiltz, Bernhard|Bernhard Hiltz von Niederaltaich]] (1593–1619), im Jahr 1601.  


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18 Schmucksteine
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2 Dorne für [[Beschreibung des Äußeren::Ösenverschluss|Ösenverschlüsse]]
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4 Leisten Silberblech
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3 Streifen Silberblech
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238 mm x 180 mm x 73 mm
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238 mm x 180 mm x 12 mm
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179 mm x 116 mm
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238 mm x 180 mm x 11 mm
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234 mm x 62 mm
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== Material und Technik ==
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[[Technik::Vergoldung|Vergoldetes]] [[Material::Silber|Silberblech]], Figuren aus [[Technik::Silberguss|gegossenem]] vergoldetem Silberblech, [[Technik::Perldraht]].
[[Technik::Vergoldung|Vergoldetes]] [[Material::Silber|Silberblech]], Figuren aus [[Technik::Silberguss|gegossenem]] vergoldetem Silberblech, [[Technik::Perldraht]].


'''Rückdeckel''':  
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Silberblech mit [[Technik::Treibarbeit]] und [[Technik::Punze|Punzierung]] als Grund.
Silberblech mit [[Technik::Treibarbeit]] und [[Technik::Punze|Punzierung]] als Grund.


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==Beschreibung des Äußeren==
==Beschreibung des Äußeren==


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Zentriert ist eine aus vergoldetem Silberblech gegossene Figur in erhabenem Relief platziert. Umgeben ist die Figur von vier großen [[Material::Schmuckstein|Schmucksteinen]], die die Kreuzachsen bilden. Die Ecken sind jeweils mit einer ebenfalls aus vergoldetem Silberblech gegossenen Figur besetzt.
Zentriert ist eine aus vergoldetem Silberblech gegossene Figur in erhabenem Relief platziert. Umgeben ist die Figur von vier großen [[Material::Schmuckstein|Schmucksteinen]], die die Kreuzachsen bilden. Die Ecken sind jeweils mit einer ebenfalls aus vergoldetem Silberblech gegossenen Figur besetzt.


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Auf den Längsstreifen alternieren je sechs, auf den Querstreifen je drei Schmucksteine und fünf beziehungsweise zwei geflügelte Puttenköpfe. Die Kanten der [[Beschreibung des Äußeren::Rahmenleisten]] sind mit [[Technik::Perldraht]] versehen.
Auf den Längsstreifen alternieren je sechs, auf den Querstreifen je drei Schmucksteine und fünf beziehungsweise zwei geflügelte Puttenköpfe. Die Kanten der [[Beschreibung des Äußeren::Rahmenleisten]] sind mit [[Technik::Perldraht]] versehen.


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Die kleinen Steine werden von einfachen [[Komponente::Zargenfassung|Zargenfassungen]] gehalten, die an der Unterkante Einkerbungen aufweisen, aus denen ein leicht nach außen gebogenes Zahnband gebildet ist. Die größeren Steine werden ebenfalls von diesen Fassungen gehalten, doch sind bei ihnen einfache Krallen an die Zargen aufgelötet, um den Stein zusätzlich zu halten.  
Die kleinen Steine werden von einfachen [[Komponente::Zargenfassung|Zargenfassungen]] gehalten, die an der Unterkante Einkerbungen aufweisen, aus denen ein leicht nach außen gebogenes Zahnband gebildet ist. Die größeren Steine werden ebenfalls von diesen Fassungen gehalten, doch sind bei ihnen einfache Krallen an die Zargen aufgelötet, um den Stein zusätzlich zu halten.  


'''Rückdeckel''':
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Getriebene [[Beschreibung des Äußeren::Ranke|Blattranke]] auf gepunztem Grund. Am oberen Rand vergoldete [[beschreibung des Äußeren::Kartusche|Inschriftenkartusche]].  
Getriebene [[Beschreibung des Äußeren::Ranke|Blattranke]] auf gepunztem Grund. Am oberen Rand vergoldete [[beschreibung des Äußeren::Kartusche|Inschriftenkartusche]].  


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Braunes Leder mit zwei [[Art der Inschrift::Signaturenschild|Signaturschildchen:]] oberes (verblichen) Cim. 142, darunter Cod. lat. 9475
Braunes Leder mit zwei [[Art der Inschrift::Signaturenschild|Signaturschildchen:]] oberes (verblichen) Cim. 142, darunter Cod. lat. 9475


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Die geflügelten Puttenköpfe wurden im Zuge der Restaurierung im Jahr 1601 nachträglich auf den Rahmenleisten zwischen den Schmucksteinen angebracht. In der linken Rahmenleiste wurden die Schmucksteine in den beiden unteren Fassungen nachträglich eingesetzt, in der rechten Rahmenleiste der Schmuckstein in der dritten Fassung von oben, in der oberen Rahmenleiste der zweite Stein von links und rechts.   
Die geflügelten Puttenköpfe wurden im Zuge der Restaurierung im Jahr 1601 nachträglich auf den Rahmenleisten zwischen den Schmucksteinen angebracht. In der linken Rahmenleiste wurden die Schmucksteine in den beiden unteren Fassungen nachträglich eingesetzt, in der rechten Rahmenleiste der Schmuckstein in der dritten Fassung von oben, in der oberen Rahmenleiste der zweite Stein von links und rechts.   
 
 
 
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Im Mittelfeld ist die Fassung über der zentral platzierten Figur beschädigt, der Schmuckstein fehlt. Ursprünglich dürfte dort eine gleichartige Fassung mit einem ähnlichen Stein angebracht gewesen sein wie links und rechts sowie unter der Figur, da sie zusammen die Kreuzachsen bilden. In der oberen und unteren Rahmenleiste fehlt jeweils der mittlere Schmuckstein, in der rechten Rahmenleiste der zweite Stein von unten.  
Im Mittelfeld ist die Fassung über der zentral platzierten Figur beschädigt, der Schmuckstein fehlt. Ursprünglich dürfte dort eine gleichartige Fassung mit einem ähnlichen Stein angebracht gewesen sein wie links und rechts sowie unter der Figur, da sie zusammen die Kreuzachsen bilden. In der oberen und unteren Rahmenleiste fehlt jeweils der mittlere Schmuckstein, in der rechten Rahmenleiste der zweite Stein von unten.  


''Vorderkante'':  
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2 Dorne für Ösenverschlüsse  
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'''Rückdeckel''':
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Die beiden Spalten für die Scharnierplatten der Schließen sind leer.
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'''Schließen''':
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Beide Schließen fehlen.
Beide Schließen fehlen.


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Im Mittelfeld Darstellung der [[Ikonographie::Majestas Domini|Maiestas Domini]], des frontal auf dem Regenbogen thronenden Christus mit Segensgestus der erhobenen Rechten und dem Buch in der Linken, umgeben von den vier [[Ikonographie::Evangelistensymbole|Evangelistensymbolen]] in den Ecken. Links oben der [[Ikonographie::Engel (Evangelistensymbol)|Mensch]] für Matthäus, rechts oben der [[Ikonographie::Stier (Evangelistensymbol)|Stier]] für Lukas, links unten der [[Ikonographie::Stier (Evangelistensymbol)|Löwe]] für Markus, rechts unten der [[Ikonographie::Adler (Evangelistensymbol)|Adler]] für Johannes.
Im Mittelfeld Darstellung der [[Ikonographie::Majestas Domini|Maiestas Domini]], des frontal auf dem Regenbogen thronenden Christus mit Segensgestus der erhobenen Rechten und dem Buch in der Linken, umgeben von den vier [[Ikonographie::Evangelistensymbole|Evangelistensymbolen]] in den Ecken. Links oben der [[Ikonographie::Engel (Evangelistensymbol)|Mensch]] für Matthäus, rechts oben der [[Ikonographie::Stier (Evangelistensymbol)|Stier]] für Lukas, links unten der [[Ikonographie::Stier (Evangelistensymbol)|Löwe]] für Markus, rechts unten der [[Ikonographie::Adler (Evangelistensymbol)|Adler]] für Johannes.


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'''Vorderdeckel''':
'''Vorderdeckel''':


Die Christusfigur und die Evangelistensymbole dürften im 15. Jahrhundert entstanden sein, während die Putten- und Engelskopfe aus der Zeit der Erneuerung des Einbandes im Jahre 1601 stammen (Pracht auf Pergament, 2012, Nr. 48 (B. Hernad)).
Die Christusfigur und die Evangelistensymbole dürften im 15. Jahrhundert entstanden sein, während die Putten- und Engelskopfe aus der Zeit der Erneuerung des Einbandes im Jahre 1601 stammen (''Pracht auf Pergament'', 2012, Nr. 48 (B. Hernad)).
 
 


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Klemm, Die ottonischen und frühromanischen Handschriften, 2004, Nr. 226
Klemm, ''Die ottonischen und frühromanischen Handschriften'', 2004, Nr. 226


Pracht auf Pergament, 2012, Nr. 48 (B. Hernad).
''Pracht auf Pergament'', 2012, Nr. 48 (B. Hernad).





Version vom 3. Juli 2018, 15:46 Uhr

Übersicht
Signatur Clm 9475#Einband
Maße 238 mm x 180 mm x 73 mm
Datierung 15. Jh.
Ort Süddeutschland / Bayern
Objekttyp Goldschmiedeeinband
Katalogisierungsebene Gesamtaufnahme (item)
Klassifizierung Kategorie:Goldschmiedekunst
Kategorie Westliche Prachteinbände

Beschreibung: Bayerische Staatsbibliothek, Caroline Smout 2018, Kurzerfassung


Dieser spätmittelalterliche bayerische Goldschmiedeeinband aus vergoldetem Silberblech ist durch die Darstellung der Maiestas Domini in erhabenem Relief im Mittelfeld bestimmt. Geschmückt ist der Einband zudem durch einen reichen Besatz von Schmucksteinen, die auf den Rahmenleisten symmetrisch angeordnet sind und mit geflügelten Puttenköpfen aus der Zeit um 1600 alternieren.

Informationen zum Trägerband

Überliefert mit: Handschrift München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 9475 : Evangeliar, Deutschland, Niedersachsen (Hamburg-Bremen?), 2. Drittel 11. Jahrhundert


Entstehung

Unbekannter Künstler, Goldschmied, 15. Jahrhundert. Mitteleuropa: Süddeutschland / Bayern. Die Erneuerung des Einbandes erfolgte laut Inschrift des Rückdeckels (s.u.) unter dem Abt des Benediktinerklosters Niederaltaich, Bernhard Hiltz von Niederaltaich (1593–1619), im Jahr 1601.


Komponenten

Vorderdeckel:

1 Platte aus vergoldetem Silberblech

4 Streifen aus vergoldetem Silberblech

5 Figuren aus gegossenem vergoldetem Silberblech

14 geflügelte Engelsköpfe aus vergoldetem Silberblech

22 Fassungen für Schmucksteine

18 Schmucksteine


Vorderkante:

2 Dorne für Ösenverschlüsse


Rückdeckel:

1 Platte Silberblech

4 Leisten Silberblech


Vorderkante:

3 Streifen Silberblech


Maße

Gesamt:

238 mm x 180 mm x 73 mm


Vorderdeckel:

238 mm x 180 mm x 12 mm


Mittelfeld:

179 mm x 116 mm


Rahmen:

238 mm x 180 mm x 30–33 mm


Rückdeckel:

238 mm x 180 mm x 11 mm


Rücken:

234 mm x 62 mm


Material und Technik

Vorderdeckel:

Vergoldetes Silberblech, Figuren aus gegossenem vergoldetem Silberblech, Perldraht.


Rückdeckel:

Silberblech mit Treibarbeit und Punzierung als Grund.


Rücken:

Leder.


Beschreibung des Äußeren

Vorderdeckel:

Mittelfeld:

Zentriert ist eine aus vergoldetem Silberblech gegossene Figur in erhabenem Relief platziert. Umgeben ist die Figur von vier großen Schmucksteinen, die die Kreuzachsen bilden. Die Ecken sind jeweils mit einer ebenfalls aus vergoldetem Silberblech gegossenen Figur besetzt.


Rahmen:

Auf den Längsstreifen alternieren je sechs, auf den Querstreifen je drei Schmucksteine und fünf beziehungsweise zwei geflügelte Puttenköpfe. Die Kanten der Rahmenleisten sind mit Perldraht versehen.


Fassungen:

Die kleinen Steine werden von einfachen Zargenfassungen gehalten, die an der Unterkante Einkerbungen aufweisen, aus denen ein leicht nach außen gebogenes Zahnband gebildet ist. Die größeren Steine werden ebenfalls von diesen Fassungen gehalten, doch sind bei ihnen einfache Krallen an die Zargen aufgelötet, um den Stein zusätzlich zu halten.


Rückdeckel:

Mittelfeld:

Getriebene Blattranke auf gepunztem Grund. Am oberen Rand vergoldete Inschriftenkartusche.


Rücken:

Braunes Leder mit zwei Signaturschildchen: oberes (verblichen) Cim. 142, darunter Cod. lat. 9475


Inschriften/herstellungsbezogene Marken und Zeichen

Auf dem Rückdeckel in Majuskeln: Renofiert Fr. Bernhardus Hiltz Abbas Niederaltahln 1601.


Überarbeitungsstadien

Vorderdeckel:

Die geflügelten Puttenköpfe wurden im Zuge der Restaurierung im Jahr 1601 nachträglich auf den Rahmenleisten zwischen den Schmucksteinen angebracht. In der linken Rahmenleiste wurden die Schmucksteine in den beiden unteren Fassungen nachträglich eingesetzt, in der rechten Rahmenleiste der Schmuckstein in der dritten Fassung von oben, in der oberen Rahmenleiste der zweite Stein von links und rechts.


Zustandsberichte

Vorderdeckel:

Im Mittelfeld ist die Fassung über der zentral platzierten Figur beschädigt, der Schmuckstein fehlt. Ursprünglich dürfte dort eine gleichartige Fassung mit einem ähnlichen Stein angebracht gewesen sein wie links und rechts sowie unter der Figur, da sie zusammen die Kreuzachsen bilden. In der oberen und unteren Rahmenleiste fehlt jeweils der mittlere Schmuckstein, in der rechten Rahmenleiste der zweite Stein von unten.


Vorderkante:

2 Dorne für Ösenverschlüsse


Rückdeckel:

Vorderkante:

Die beiden Spalten für die Scharnierplatten der Schließen sind leer.


Schließen:

Beide Schließen fehlen.


Ikonographie

Vorderdeckel:

Im Mittelfeld Darstellung der Maiestas Domini, des frontal auf dem Regenbogen thronenden Christus mit Segensgestus der erhobenen Rechten und dem Buch in der Linken, umgeben von den vier Evangelistensymbolen in den Ecken. Links oben der Mensch für Matthäus, rechts oben der Stier für Lukas, links unten der Löwe für Markus, rechts unten der Adler für Johannes.


Stil und Einordnung

Vorderdeckel:

Die Christusfigur und die Evangelistensymbole dürften im 15. Jahrhundert entstanden sein, während die Putten- und Engelskopfe aus der Zeit der Erneuerung des Einbandes im Jahre 1601 stammen (Pracht auf Pergament, 2012, Nr. 48 (B. Hernad)).


Provenienz

1803 aus Niederaltaich in die Münchner Hofbibliothek gelangt.


Literaturhinweise

Klemm, Die ottonischen und frühromanischen Handschriften, 2004, Nr. 226

Pracht auf Pergament, 2012, Nr. 48 (B. Hernad).