Tibetischer Buchdeckel (Unterdeckel) - BSB Cod.tibet. 129
Übersicht | |
Signatur | Cod.tibet. 129 |
Maße | 215-233 mm x 714 mm x 22 mm |
Datierung | 13./14. Jh. |
Ort | Tibet/Xizang |
Objekttyp | Buchdeckel, asiatisch |
Katalogisierungsebene | Gesamtaufnahme (item) |
Klassifizierung | Kategorie:Schnitzkunst |
Kategorie | Tibetischer Buchdeckel |
Kurzaufnahme zum Buchdeckel im BSB-Katalog mit weiterführenden Informationen |
Forschungsdokumentation der BSB |
Digitalisat |
Beschreibung: Bayerische Staatsbibliothek, Günter Grönbold 1991, Samyo Rode 2016
Die Schnitzerei an diesem Deckel ist sehr flach ausgeführt, wie es für einen Unterdeckel zu erwarten ist.
Entstehung
unbekannt, ca. 13./14. Jh. in Tibet/Xizang.
Maße
215-233 mm x 714 mm x 22 mm
Außenseite (Zierseite):
Mittelfeld:
106-112 mm x 551 mm
Mittelfeldbegrenzung:
14-17 mm
Rahmen:
rechts, links und oben: 65-68 mm breit; unten: 17-25 mm
Da unten ein Streifen Holz, der ursprünglich mit Dübeln angefügt war, fehlt, daher unterscheiden sich die Maße des unteren Rahmenbereiches so stark von den übrigen Werten.
Material und Technik
Geschnitzter, ursprünglich auch vergoldeter und bemalter Buchdeckel aus Holz
Beschreibung des Äußeren
Außenseite (Zierseite):
Mittelfeld:
Mittelfeld mit figürlichen und vegetabilen Motiven. Der Grund des Mittelfelds ist rot gefasst. Der Mönch gewinnt seine Plastizität durch die Vertiefung, in der er sitzt, eine technisch sehr elegante Lösung.
Mittelfeldbegrenzung:
Um das Mittelfeld läuft eine Perlenreihe zwischen Stegen.
Rahmen:
An den Mittelfeldsteg schließt ein breiter glatter Rand an, der rot gefasst ist. Auf ihm war Rankenwerk mit schwarzen Linien und gelben Lichtern ausgemalt. Auf dem Rand des Deckels waren ursprünglich ein gelbes und dann ein rotes Band aufgemalt.
Innenseite:
Die Innenseite ist von dunkler Farbe.
Schmalseite 1:
Es sind geschnitzte Darstellungen erkennbar.
Längsseite 1:
Die Längsseite ist rot gefasst.
Schmalseite 2:
Auf der Schmalseite sind Schnitzereien zu sehen.
Längsseite 2:
Die Längsseite ist dunkel gefasst.
Profil:
Der Deckel ist weitgehend eben.
Zustandsberichte
Am unteren Rand des Deckels fehlt ein Streifen Holz, der zuvor schon nur mit zwei Zapfen befestigt war, wie die entsprechenden Löcher im Deckel zeigen.
Ikonographie
Außenseite (Zierseite):
Mittelfeld:
Im Mittelfeld sehen wir eine kräftige Ranke, die nach rechts und links je zwei Medaillons bildet, und in ihnen verschiedene (auf beiden Seiten spiegelbildlich gleiche) Blüten zeigt. In der Mitte wächst aus ihr ein Lotus, auf dem in einer vertieften Nische, welche gleichzeitig seine Mandorla ist, ein Mönch sitzt. Er ist kahlgeschoren und trägt ein Gewand, das aus Stücken zusammengesetzt ist. Das Gewand ist über seine rechte Schulter gezogen. Er hat noch (vertieft) Aureole und einen glatten Nimbus. Mit der rechten führt er die Geste der Gewährung der Furchtlosigkeit (skt. abhaya-mudrā) aus, mit der linken die Geste der Meditation (skt. dhyāna-mudrā).
Schmalseite 1:
An der linken Stirnseite ist ein Ruhmesantlitz, das durch seine Stellung beweist, dass ein Unterdeckel vorliegt. Aus seinem Maul gehen nach rechts und links Ranken.
Schmalseite 2:
An der rechten Stirnseite sind stilisierte Blätter geschnitzt und bemalt.
Stil und Einordnung
Ein ähnliches Muster wie auf der Robe des abgebildeten Mönches finden wir auch auf Thankas bei Sa-skya-pa-Mönchen. Darstellungen von Mönchen auf Deckeln sind sehr selten (s. Nr. 44, 49, 60). Auf dem Metalldeckel in Leiden bildet einer (Tson-kha-pa?) gar die Zentralfigur zwischen vier Buddhas (abgebildet in Pott, Introduction (1951), Pl. IIIa; Pal/Meek-Pekarik, Buddhist book illuminations (1988), fig. 6; Tibet. Kunst des Buddhismus (1977), Nr. 137). Ein auf der Innenseite mit vier Lamas bemalter Deckel befindet sich in Los Angeles (s. Pal, (???) (1983), Nr. M7, 132f.) Die Tatsache, dass hier ein Mönch als einzige Figur dargestellt ist, wenn auch auf dem Unterdeckel, ist ungewöhnlich. Darin kommt ein erhebliches Selbstbewusstsein zum Ausdruck, wie wir es den Häuptern der Sa-skya-pa- oder Phag-mo-gru-pa-Schule auf dem Höhepunkt ihrer Macht zutrauen können.
Provenienz
1985 von N. Ronge, Königswinter (Slg. H. Harrer) für die BSB erworben.
Literaturhinweise
Grönbold, Tibetische Buchdeckel (1991), 46f.
Grönbold, Tibetica in der Bayerischen Staatsbibliothek (1985), 19.
Pal/Meek-Pekarik, Buddhist book illuminations (1988).
Pott, Introduction (1951), Pl. IIIa
Tibet. Kunst des Buddhismus (1977), Nr. 137.