Cod.tibet. 1008 Materialanalyse: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Grundierung konnte innerhalb der Fehlstellen bestimmt werden, es handelt sich um Calciumcarbonat in der Modifikation Calcit. Der rote Hintergrund der Malerei besteht aus Zinnober, die gelben Partien aus Auripigment. Grüne Farben sind eine Abmischung aus Auripigment und einer blauen Komponente, die nicht näher bestimmt werden konnte.
Die Farbpalette beschränkt sich auf wenige Farbmittel für rot, gelb/gold, grün und blau. Der rote Untergrund der Malerei, der vor allem in den Fehlstellen sichtbar wird, wie auch die roten Mandorlen zeigen in der RFA das Element Eisen zusammen mit Calcium und Silicium, so dass die Verwendung einer roten Erde als Grundierung nahe liegt. Die kräftigeren Rottöne in den Mandorlen bestehen aber aus Zinnober, das Pigment kann über die Elemente Quecksilber und Schwefel in der RFA nachgewiesen werden. Der grüne Farbton ist eine Abmischung aus Auripigment und einem blauen Farbmittel, das nicht näher identifiziert werden kann, da es im Gegensatz zum Auripigment, das über das Element Arsen identifiziert wird, weder in der RFA noch im FTIR-Spektrum nachweisbar ist. Als blaues Pigment wurde Azurit verwendet, der Nachweis erfolgt über das Element Kupfer in der RFA und dem Abgleich der FTIR-Spektren mit Referenzen. In den gelben bzw. goldenen Konturen lassen sich die Elemente Arsen und Gold mittels RFA nachweisen, die auf eine Mischung aus Goldpulver und Auripigment verweisen.


Weitere Details zu den Untersuchungen können dem Analysenreport im Downloadbereich entnommen werden.
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Version vom 28. September 2018, 14:09 Uhr

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Zur Beschreibung des Oberdeckels Cod.tibet. 1008(1

Zur Beschreibung des Unterdeckels Cod.tibet. 1008(2


Die Malerei auf den Innenseiten der Buchdeckel Cod.tibet. 1008 wurde zur Identifizierung der verwendeten Farbmittel an ausgewählten Messpunkten untersucht. Für eine zerstörungsfreie und berührungslose Untersuchung der Bemalung wurden Röntgenfluoreszenzanalysen durchgeführt und FTIR-Spektren in externer Reflexion gemessen, um über die elementare und molekulare Zusammensetzung auf die verwendeten Farbmittel schließen zu können.

Ergebnisse

Die Farbpalette beschränkt sich auf wenige Farbmittel für rot, gelb/gold, grün und blau. Der rote Untergrund der Malerei, der vor allem in den Fehlstellen sichtbar wird, wie auch die roten Mandorlen zeigen in der RFA das Element Eisen zusammen mit Calcium und Silicium, so dass die Verwendung einer roten Erde als Grundierung nahe liegt. Die kräftigeren Rottöne in den Mandorlen bestehen aber aus Zinnober, das Pigment kann über die Elemente Quecksilber und Schwefel in der RFA nachgewiesen werden. Der grüne Farbton ist eine Abmischung aus Auripigment und einem blauen Farbmittel, das nicht näher identifiziert werden kann, da es im Gegensatz zum Auripigment, das über das Element Arsen identifiziert wird, weder in der RFA noch im FTIR-Spektrum nachweisbar ist. Als blaues Pigment wurde Azurit verwendet, der Nachweis erfolgt über das Element Kupfer in der RFA und dem Abgleich der FTIR-Spektren mit Referenzen. In den gelben bzw. goldenen Konturen lassen sich die Elemente Arsen und Gold mittels RFA nachweisen, die auf eine Mischung aus Goldpulver und Auripigment verweisen.

Weitere Details zu den Untersuchungen können dem Analysenreport im Downloadbereich entnommen werden.

Methoden und Messdaten

Die Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA) wendet die Technik der Fluoreszenzspektroskopie auf Röntgenstrahlung an, die Materialprobe wird dabei durch Röntgenstrahlung angeregt. Als Resultat der Anregung wird freiwerdende Energie in Form von elementspezifischer Fluoreszenzstrahlung abgegeben. Diese Fluoreszenzstrahlung kann von einem Strahlungsdetektor ausgewertet werden und ermöglicht so eine Identifizierung und Konzentrationsbestimmung aller chemischen Elemente etwa ab dem Element Magnesium in den unterschiedlichsten Zusammensetzungen. Besonders leistungsfähig ist der Nachweis von Elementen, die eine hohe Ordnungszahl haben, wie beispielsweise Quecksilber oder Blei.

Die Infrarotspektroskopie, heute üblicherweise Fourier-Transform-Infrarotspektroskopie (FTIR-Spektroskopie), ist ein spektroskopisches Analyseverfahren, das mit infraroter Strahlung arbeitet und auf der Anregung von Energiezuständen in Molekülen beruht. Die FTIR-Spektroskopie wird zur Strukturaufklärung unbekannter Substanzen genutzt, da die Methode Schwingungsinformationen von Atomen bzw. Atomgruppen an ihren Molekülbindungen im mittleren Infrarotbereich (MIR; Wellenzahl: 4000 – 400 reziproke Zentimeter) liefert. FTIR-Spektren werden dahingehend interpretiert, dass man aus den Banden des gemessenen FTIR-Spektrums die Molekülgestalt herauszufinden versucht. Die zerstörungsfreie und berührungslose Technik der externen Reflexion eignet sich grundsätzlich für die Messung an bemalten Oberflächen. Hauptnachteil der Methode ist, dass sich die Reflexionsspektren stark von Transmissionsspektren unterscheiden. Die Spektren zeigen aufgrund geänderter Reflektivität durch die Abhängigkeit des Brechungsindexes von der Wellenlänge ableitungsähnliche bzw. verzerrte Bandenformen. Auch die unterschiedliche Reflexion von den glatten oder rauen Oberflächen der bemalten Oberflächen führt zur ungleichen Verteilung der Strahlenanteile, die einen direkten Vergleich mit Spektren anderer FTIR-Techniken nur sehr eingeschränkt zulassen.

Der Analysenreport im PDF-Format enthält aufgeschlüsselt nach den beiden Methoden die Kartierung der Messpunkte, die apparativen Details, Messparameter sowie die Abbildungen aller gemessenen Spektren. Zusätzlich stehen die unbearbeiteten Messdaten vollständig im Downloadbereich als Zip-Container zur Verfügung. Die RFA-Daten sind einmal im proprietären Format des Niton™ XL3t GOLDD+ RFA-Analysators sowie als kommaseparierte Tabelle hinterlegt. Die FTIR-Spektren stehen im JCAMP-DX-Format zur Verfügung, das auch alle Messparameter enthält.

JCAMP-DX (Joint Committee on Atomic and Molecular Physical data – Data eXchange) ist ein elektronischer Datenstandard für die langfristige Speicherung und Übertragung von chemometrischen Informationen. Der Standard ist die Entwicklung der International Union of Pure and Applied Chemistry (IUPAC). Es handelt sich um ein von Menschen lesbares Dateiformat, das spektroskopische Daten sowie zugehörige chemische und physikalische Informationen speichert. Das Datenformat kann entweder über einen Texteditor oder über gängige Programme zur Spektrenbearbeitung geöffnet und genutzt werden.

Download

Cod.tibet. 1008 Analysis Report.pdf

Cod.tibet. 1008 Messdaten.zip