Monogrammstein (Codex Aureus, Clm 14000 Einband,Vorderdeckel
Übersicht | |
Signatur | Clm 14000#Einband |
Maße | |
Datierung | 3. oder 4.–6. Jahrhundert |
Ort | s.l. |
Objekttyp | Steinschnitzerei |
Katalogisierungsebene | Component |
Klassifizierung | Kategorie:Intaglio |
Kategorie | Gems, AAT-ID 300011172 |
Kurzaufnahme zum Einband im BSB-Katalog mit weiterführenden Informationen |
Kurzaufnahme der Handschrift mit weiterführenden Informationen |
Forschungsdokumentation der BSB |
Handschriftendigitalisat |
Einbanddigitalisat |
Beschreibung:Caroline Smout, 2017
Der saphirfarbene Monogrammstein wurde als Spolie zur Dekoration des Vorderdeckels von Clm 14000 (Codex Aureus) verwendet.
Informationen zum Trägerband
Überliefert mit: Handschrift München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 14000: Evangeliar, Nordfrankreich, Hofschule Karls des Kahlen (Residenzlandschaft Karls des Kahlen mit den Zentren Compiègne, Soissons und Laon), 870 (vgl. das Widmungsgedicht auf fol. 126rb) .
Entstehung
3. Jahrhundert oder 4.–6. Jahrhundert.
Maße
xy x xy mm
Material und Technik
Saphirfarbener Stein aus Glas, vertieft geschnitten.
Beschreibung des Äußeren
Der ovale Stein ist an prominenter Stelle angebracht, nämlich auf der vertikalen Mittelachse unterhalb des thronenden Christus in der Mittelfeldbegrenzung (Abb. 1). Er hat eine flache Oberseite, in die ein Monogramm geschnitten ist, zur Rückseite hin ist er konvex nach innen abgeschrägt. Die Buchstabenformation deutet darauf hin, dass es sich um einen Siegelstein handelt (Abb. 2).
Inschriften/herstellungsbezogene Marken und Zeichen
Monogramm mit folgenden Buchstaben in gespiegelter Lesart: E, N, A. Ob es sich um lateinische oder griechische Buchstaben handelt, lässt sich nicht mit Gewissheit festlegen.
Zustandsberichte
Leichte Abstoßungen am Rand. Der materialtechnologischen Untersuchungen des Instituts für Bestandserhaltung und Restaurierung (IBR) der Bayerischen Staatsbibliothek zufolge fügt sich der Stein sehr gut in die Fassung ein. Thorsten Allscher (IBR) erachtet damit eine nachträgliche Einsetzung für unwahrscheinlich.
Stil und Einordnung
Die Art der Monogrammform findet sich auf Siegelsteinen, die ins 3. Jahrhundert beziehungsweise 4.–6. Jahrhundert datiert werden. So verortet Jeffrey Spier vergleichbare personale Monogrammsteine, die seines Erachtens aus griechischen Buchstaben bestehen, ins 3. Jahrhundert (Spier, Late Antique and Early Christian Gems, 2007, S. 193–195 mit den Nummern M2 und M38, Taf. 150 und 151. Zu M2 siehe auch Sternberg, Antike Münzen, 1981, S. 150, lot. 1149). Zur Datierung ins 4.–6. Jahrhundert siehe Brandt, Antike Gemmen, 1972, S. 117, Nr. 2890.
Mit dieser Einordnung des Steins wird deutlich, dass das Monogramm – entgegen zahlreicher Annahmen – keinen Aufschluss über die Provenienz des Codex Aureus geben dürfte. Seit dem 17. Jahrhundert gab es Versuche, das Monogramm zu entziffern und es damit einem mittelalterlichen Herrscher beziehungsweise seinem Umfeld als Stifter zuzuordnen; die verschiedenen Lesarten sind aufgeführt bei Leidinger, Codex Aureus, 1925, S. 111–113. Gerade die Memorialkultur für Arnulf in St. Emmeram (siehe dazu den Abschnitt „Provenienz“) würde es als konsequent erscheinen lassen, wenn sich auf dem Einband an zentraler Stelle ein Stifterzeichen Arnulfs befände – gemäß der Inschrift auf dem Arnulf-Ziborium: Die in karolingischen Majuskeln fixierte Inschrift, die auf drei Seiten der Deckplatte verläuft und dabei die Schauseite ausspart, lautet: Rex Arnulfus amore D(e)i perfecerat istud ut fiat ornatus sc…tibus istis quem XPS cum discipulis componat ubiq(ue) („König Arnulf hat dies aus Liebe zu Gott vollenden lassen, damit es dieser heiligen Stätte eine Zierde werde. Diesen [Arnulf] möge Christus für immer mit seinen Jüngern zusammenführen.“) (Die Konjektur sanctis partibus (Boeckler, Erhardbild im Utacodex, 1954, S. 227, Anm. 37) wurde im Katalog der Münchner Schatzkammer unter Berufung auf Bernhard Bischoff und Joseph Pascher zu sanctis in partibus erweitert (Brunner, Schatzkammer, 1970, S. 36)). Insofern die Goldschmiedearbeiten des Ziboriums in den Reimser Kunstkreis und die Zeit um 870 einzuordnen sind (vgl. Boeckler, Ars sacra, 1950, S. 32–34 (revidiert in Boeckler, Erhardbild im Utacodex, 1954); Otto, Zur stilgeschichtlichen Stellung des Arnulf-Ciboriums, 1952, S. 15; Elbern, Goldschmiedekunst, 1988, S. 79f.; Luther, Arnulfciborium, 1995, S. 39; Appel Tallone, Das Arnulfziborium, 2003, S. 95–97), dürfte die Inschrift nachträglich unter Arnulf als Dokumentation seiner Stiftung angebracht worden sein (vgl. zur historischen und epigraphischen Einordnung der Inschrift Stein-Kecks, Totus palatii ornatus, 2002, S. 398).