Nepalesischer Buchdeckel (Oberdeckel) eines zusammengehörigen Deckelpaares einer buddhistischen Palmblatthandschrift - BSB Cod.sanscr. 540(1

Aus Prachteinbände
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Übersicht
Signatur Cod.sanscr. 540(1
Maße 64 mm x 424 mm x 10 mm
Datierung 12./13. Jh.
Ort Nepal
Objekttyp Buchdeckel, asiatisch
Katalogisierungsebene Gesamtaufnahme (item)
Klassifizierung Kategorie:Schnitzkunst
Kategorie Kategorie:Tibetische_Buchdeckel

Beschreibung: Günter Grönbold/Samyo Rode. Bayerische Staatsbibliothek, 1991/2016.

Aufgrund der Kürzungen des ursprünglichen Projektumfangs wurde kein Digitalisat des Objekts erstellt.


Bei diesem Deckelpaar ist auch die Außenseite bemalt, was bei alten Deckeln aus Indien und Nepal selten ist.

Zugehöriger Oberdeckel/Unterdeckel

Zugehöriger Unterdeckel: Cod.sanscr. 540(2


Entstehung

11. Jh./12. Jh., Nepal


Maße

Oberdeckel:

64 mm x 424 mm x 10 mm


Außenseite (Zierseite):

Mittelfeld:

36 mm x 395 mm


Mittelfeldbegrenzung:

ca. 6 mm


Rahmen:

ca. 9 mm


Material und Technik

Holz, mit Farbe bemalt.


Zu den Ergebnissen der materialwissenschaftlichen und kunsttechnologischen Untersuchungen durch das Institut für Bestandserhaltung und Restaurierung (IBR).


Beschreibung des Äußeren

Außenseite (Zierseite):

Mittelfeld:

Im Mittelfeld ist gemaltes Rankenwerk erkennbar. Durch zwei gelbe, vertikale Streifen, die die Schnurlöcher betonen, wird das Mittelfeld in drei Abschnitte unterteilt.


Mittelfeldbegrenzung:

Ein glatter Steg umgibt das Mittelfeld.


Rahmen:

In einer Kehlung, die am Rand herumläuft, sind Lotusblätter zu sehen, die sich von der Mitte ausgehend dem Rand zuneigen. Der äußere Rand jedes Blattes ist gelb gemalt, der innere alternierend in rot, grün und blau.


Innenseite (Zierseite):

Auf der Innenseite waren vor blauem Hintergrund ursprünglich sechs Figuren abgebildet.


Zustandsberichte

Die Bemalung ist teilweise stark bis vollständig abgerieben.


Ikonographie

Außenseite (Zierseite):

Mittelfeld:

Um die beiden Schnurlöcher, die sich in der Mitte der beiden gelben Streifen befinden, ist als Umrahmung eine stilisierte Lotusblüte gemalt. Mit feinen Linien ist zudem Rankenwerk aufgemalt.

In den beiden äußeren Feldern des Mittelfeldes ist am Rand je ein Seeungeheuer (skt. makara) zu sehen, dessen Schwanz in reiches Rankenwerk übergeht und jeweils zwei Medaillons bildet. Im mittleren Feld saß in der Mitte eine Gottheit, die auf jeder Seite ein Rankenmedaillon hatte. Die Ranken sind in grün auf rotem Grund gemalt, der Farbton der Blätter ist schattiert.


Innenseite (Zierseite):

Mittelfeld:

Ursprünglich waren wohl sechs Göttinnen dargestellt, vermutlich handelte es sich um die sogenannten Fünf Dhāraṇī-Göttinnen (skt. pañcarakṣā ) sowie eine weitere. Die beiden mittleren Figuren sind jedoch vollständig abgerieben.

Die Figuren sitzen auf einem einfachen Lotus mit nach oben geschlagener Blattreihe. Die Blätter sind hellkarmesinrot, das Lotusinnere gelb. Darüber befindet sich ein grünes Polster, auf dem die Figuren sitzen. Unter den Lotusblüten läuft ein schmaler gelber Streifen als Boden, auf dem wohl Lotusblätter mit wechselnd rotem und grünem Innenteil dargestellt sind.

Alle Göttinnen sitzen vor einer roten Mandorla, die Farbe ihres Nimbus wechselt hingegen. Um ihre Schultern und durch ihre Arme schlingt sich ein dünner Schal; sie alle tragen eine doppelte Krone auf dem Kopf mit Stirnagraffe. Die Muster auf dem dünnen Stoff, den sie um die Hüfte gewickelt haben, unterscheiden sich.

Bei den Figuren handelt es sich (von links nach rechts) um folgende Göttinnen:

Mahāpratisarā (?) mit weißer Körperfarbe. Sie ist dreigesichtig und sechsarmig. Ihr rechtes Gesicht ist grün, das linke rot, ihr Nimbus ist blau. Zwei ihrer Hände führen die Geste des Dharma-Rades (skt. dharmacakra) vor der Brust aus. In ihren linken Händen hält sie oben eine Schlinge unten ein Beil; was sie in ihren rechten Händen hält, ist nicht erkennbar.

Mahāmāyūrī (?) mit gelber Körperfarbe. Sie ist achtarmig und dreigesichtig. Ihr rechtes Gesicht ist schwarz, das linke rot, der Nimbus ist grün. Mit ihren rechten Händen hält sie (von oben): Schwert, Rad und Juwelentopf, die untere linke Hand führt die Geste des Gebens des Besten (skt. varada-mudrā) aus. Die rechten Hände sind nicht erkennbar (s. Grönbold, Die Mythologie des indischen Buddhismus (1984), 405).

Mahāsāhasrapramardanī (?) mit roter Körperfarbe. Sie ist zehnarmig und viergesichtig. Die rechten Gesichter sind blau und gelb, die linken weiß. Der Nimbus ist grün. Die Haupthände hält sie in Meditationsgeste (skt. dhyāna-mudrā), rechts unten in der Geste des Gebens des Besten (skt. varada-mudrā). Die weiteren Attribute auf der rechten Seite sind nicht erkennbar. Auf der linke Seite hält sie (von oben) Vase auf Lotus, Juwel auf Lotus (?), Bogen und Schlinge.

Mahāsītavatī mit grüner Körperfarbe. Sie ist sechsarmig und dreigesichtig. Ihr rechtes Gesicht ist rot, das linke weiß; der Nimbus ist rot. Mit ihren rechten Händen führt sie die Geste der Gewährung der Furchtlosigkeit (skt. abhaya-mudrā) aus und hält Pfeil und Schwert. Auf der linken Seite führt sie die Geste der Drohung aus und hält Schlinge, Bogen und Juwelenfahne (? Zu ihr s. Grönbold, Die Mythologie des indischen Buddhismus (1984), 412, s. aber 403).


Stil und Einordnung

Bei diesem Paar sind auch die Außenseiten bemalt, was bei (alten) Deckeln aus Indien und Nepal selten ist. Die Ranken werden in späterer Zeit, etwa im 15. Jh., dünner und stilisierter (s. Pal/Meek-Pekarik, Buddhist book illuminations (1988), Pl. 31 und s. Pal, Art of Nepal (1985), P 14).


Provenienz

1987 von Schoettle Ostasiatica in Stuttgart für die BSB erworben.


Literaturhinweise

Grönbold, Die Mythologie des indischen Buddhismus (1984).

Grönbold, Tibetische Buchdeckel (1991), 26f.

Pal, Art of Nepal (1985), P 14.

Pal/Meek-Pekarik, Buddhist book illuminations (1988), Pl. 31


Empfohlene Zitierweise

Günter Grönbold/Samyo Rode. Nepalesischer Buchdeckel (Oberdeckel) eines zusammengehörigen Deckelpaares einer buddhistischen Palmblatthandschrift - BSB Cod.sanscr. 540(1. Bayerische Staatsbibliothek, 1991/2016.

URL: https://einbaende.digitale-sammlungen.de/Prachteinbaende/Cod.sanscr._540(1_Hauptaufnahme, aufgerufen am 28.03.2024