Ergebnisse der materialwissenschaftlichen und kunsttechnologischen Untersuchungen durch das Institut für Bestandserhaltung und Restaurierung (IBR)

Aus Prachteinbände
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Zur Beschreibung des Einbands (Clm 21585#Einband)


Der Goldschmiedeeinband zum sog. Stephanus-Codex Clm 21585 wurde unter kunsttechnologischen und materialwissenschaftlichen Aspekten untersucht. Für eine zerstörungsfreie und berührungslose Untersuchung der Metalle wurden Röntgenfluoreszenzanalysen durchgeführt, zur Identifizierung der Schmucksteine wurden Raman-Spektren aufgenommen. Zusätzlich zum Einbanddigitalisat werden Nahaufnahmen mit Makrofotografie und mikropische Aufnahmen unter dem 3D-Digitalmikroskop sowie bemaßte Ansichten als Ergebnis der Untersuchung bereitgestellt.

Ergebnisse

Detailansichten (Makroskopische und mikroskopische Detailaufnahmen)

Die Bilderfolge der makroskopischen und mikroskopischen Detailansichten beginnt links unten auf dem Einband und verläuft im Uhrzeigersinn von außen nach innen. Mikroskopische Detailansichten enthalten einen Maßstab, der als Referenz für die Bemaßung genutzt werden kann.

Bemaßung

Die nachfolgenden Abbildungen stellen systematische Bemaßungen verschiedenster Details bereit, die an den im Bild abgebildeten Maßstäben referenziert sind. Die Originalbilder mit Maßstab stehen unter der Hauptaufnahme zum Download bereit, um zusätzlich eigene Bemaßungen vornehmen zu können.

HD-Rotationsvideoaufnahmen unter dem 3D-Digitalmikroskop

Die Rotationsvideoaufnahmen der Oberflächen und verschiedener Details mit dem 360°-Rotationskopf-Adapter bei sechsfacher optischer Vergrößerung vermitteln zusätzlich zu den hochauflösenden Digitalisaten und den makroskopischen und mikroskopischen Bildern einen Eindruck zur Dreidimensionalität der Einbände und ermöglichen den Blick auf verborgene Details, die mit anderen Aufnahmetechniken nicht sichtbar gemacht werden können.

Methoden und Messdaten

Die Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA) wendet die Technik der Fluoreszenzspektroskopie auf Röntgenstrahlung an, die Materialprobe wird dabei durch Röntgenstrahlung angeregt. Als Resultat der Anregung wird freiwerdende Energie in Form von elementspezifischer Fluoreszenzstrahlung abgegeben. Diese Fluoreszenzstrahlung kann von einem Strahlungsdetektor ausgewertet werden und ermöglicht so eine Identifizierung und Konzentrationsbestimmung aller chemischen Elemente etwa ab dem Element Magnesium in den unterschiedlichsten Zusammensetzungen. Besonders leistungsfähig ist der Nachweis von Elementen, die eine hohe Ordnungszahl haben, wie beispielsweise Gold oder Silber.

Die Ramanspektroskopie ist ein Analyseverfahren, bei dem die zu untersuchende Probe mit monochromatischem Licht bestrahlt wird, üblicherweise aus einem Laser. Im Rahmen dieser Untersuchung wurde ein grüner Laser mit einer Anregungswellenlänge von 532 nm eingesetzt. Vergleichbar zur Infrarotspektroskopie können mit der Ramanspektroskopie Schwingungsinformationen von Atomen bzw. Atomgruppen an ihren Molekülbindungen untersucht werden. Allerdings kann nicht jede chemische Verbindung mit der Raman-Spektroskopie untersucht werden, es muss sich die Polarisierbarkeit bei Rotation oder Schwingung des Moleküls ändern. Aus dem erhaltenen Spektrum lassen sich, ähnlich dem Spektrum der Infrarotspektroskopie, Rückschlüsse auf die untersuchte Probe ziehen.

Der Analysenreport im PDF-Format enthält aufgeschlüsselt nach den beiden Methoden die Kartierung der Messpunkte, die apparativen Details, Messparameter sowie die Abbildungen aller gemessenen Spektren. Zusätzlich stehen die unbearbeiteten Messdaten vollständig im Downloadbereich als Zip-Container zur Verfügung. Die RFA-Daten sind im proprietären Format des Bruker Tracer 5i RFA-Analysators sowie als kommaseparierte Tabelle hinterlegt. Die Raman-Spektren stehen im JCAMP-DX-Format zur Verfügung, das auch alle Messparameter enthält. Die Spektren wurden entspiket, d.h. alle willkürlich auftretenden, starken Signale mit sehr geringer Halbwertsbreite, die durch hochenergetische kosmische Strahlung verursacht werden, wurden aus dem Spektrum entfernt.

JCAMP-DX (Joint Committee on Atomic and Molecular Physical data – Data eXchange) ist ein elektronischer Datenstandard für die langfristige Speicherung und Übertragung von chemometrischen Informationen. Der Standard ist die Entwicklung der International Union of Pure and Applied Chemistry (IUPAC). Es handelt sich um ein von Menschen lesbares Dateiformat, das spektroskopische Daten sowie zugehörige chemische und physikalische Informationen speichert. Das Datenformat kann entweder über einen Texteditor oder über gängige Programme zur Spektrenbearbeitung geöffnet und genutzt werden.

Download

Datei:Signatur Analysis Report.pdf

Datei:Signatur Messdaten.zip